Full text: Gesetz- und Verordnungs-Blatt für das Königreich Bayern. 1881. (8)

K 11. 151 
kranken, frisch durchgeseuchten oder frischgeimpften Thieren in unmittelbare Berührung 
bmmen, oder über Wege, Aecker oder Weiden rc. getrieben werden, auf welchen sich kurz 
vorher pockenkranke Schafe aufhielten. Der Ansteckungsstoff kann auch mit der Luft auf 
ene gewisse Entfernung fortgetragen oder durch Zwischenträger (menschliche Kleidung 2c.) 
verschlepppt werden und auf diese Weise eine Ansteckung gesunder Schafe vermitteln. 
Bon der atmosphärischen Luft abgeschlossen pflegt der Ansteckungsstoff seine Wirksam- 
ket lange zu behalten. In den Wänden, im Dünger und in anderen Gegenständen der 
Seuchenställe kann die Keimkraft des Anfteckungsstoffes mehrere Monate bestehen bleiben, 
so daß gesunde Schafe, welche mehrere Monate nach dem Erlöschen der Seuche in die 
vorher nicht gereinigten oder hinreichend durchlüfteten Ställe gebracht werden, der An- 
sickung anheim fallen. 
Die mit der Abheilung der Pocken auf der Haut entstehenden Schorfe können den 
Austeckungsstoff ebenfalls längere Zeit hindurch enthalten. Bei kurz geschorenen Schafen 
werden solche Schorfe in einigen Wochen von der Haut abgestoßen oder doch durch die 
atmosphärische Luft hinreichend desinfizirt. Dagegen haften die Pockenschorfe in langen 
Wollstappeln eine größere Zeit hindurch. Daher ist es nicht unmöglich, daß Schafe in 
rollem Bließe noch ein Bierteljahr nach dem Erlöschen der Seuche eine Ansteckung vermitteln. 
Am meisten wird die Seuche verbreitet durch lebende Schafe, die erkrankt, frisch durchgeseucht 
oder frisch geimpft als Handelswaare in den Verkehr gelangen. Durch die abgeschorene 
Wolle und durch Häute pockenkranker Schafe kann eine Verschleppung der Seuche ebenfalls 
stattfinden, wenn gesunde Schafe mit diesen Gegenständen in Berührung kommen. 
In einer Schafherde, in welcher die Pocken zum Ausbruch gekommen sind, kann ein. 
momentanes Aufhören der Krankheit bei einzelnen Thieren mit keinem Heilverfahren er- 
reicht werden. Jede Behandlung der Thiere kann vielmehr nur den Zweck haben, einen 
günstigen Verlauf der Krankheit herbeizuführen. Hierzu dient zunächst die möglichste Ver- 
meidung aller Einflüsse, durch welche sich die Krankheit erfahrungsgemäß verschlimmert. 
Die pockenkranken Schafe müssen von den Thieren, welche noch gesund sind, getrennt 
werden. Beide Abtheilungen sind in kühlen, mit möglichst reiner Luft versehenen Ställen 
unterzubringen. Beim Vorhandensein genügender Räumlichkeiten ist es zweckmäßig, die 
Schafe in mehrere Abtheilungen zu trennen. Im Allgemeinen ist den Thieren ein er- 
frischendes und nahrhaftes Futter zuträglich. Bei schwer erkrankten Schafen wird durch
	        
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