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nehmen, große Reizbarkeit, Neigung zum Beißen oder zum Verletzen durch Schlagen,
Stoßen u. dgl. (Tollwuth); in anderen Fällen tritt jedoch Abstumpfung, Schwäche, Lähm-
ung verschiedener Körpertheile, namentlich des Hintertheils hervor; die Beißsucht ist dann
weniger auffallend (stille Wuth). «
1. Wuth bei Hunden. Die zuerst wahrnehmbare Erscheinung ist eine Veränder-
ung in dem gewohnten Benehmen; die Hunde werden mürrisch und unfreundlich, unruhig
und schreckhaft oder träge und verdrossen; sie verkriechen sich häufig, gehorchen ihrem Herrn
nur mit Unlust und äußern einen Drang zum Entweichen; die Freßlust ist verringert oder
fehlt gänzlich, dagegen tritt die Neigung hervor, ungenießbare und unverdauliche Gegen-
stände, wie Holz, Stroh, Federn, Leder u. dgl. zu verschlingen und an kalten Gegenständen,
Steinen, Metallstscken u. dgl., an Wasser, an dem eigenen Harn zu lecken.
Nachdem diese Erscheinungen, deren Auftreten den Hund bereits der beginnendan
Wuthkrankheit verdächtig macht, einen bis zwei Tage gedauert haben, wird der Drang zum
Entweichen und Herumschweifen auffallender; es stellt sich heftige Beißsucht, besonders
gegenüber anderen Hunden, Katzen und größeren Hausthieren ein; die Stimme wird rauh
und heiser; beim Bellen wird der kurz angeschlagene Laut in einem höheren heulenden Tone
fortgezogen. Diese Erscheinungen treten anfallsweise auf; während der Anfälle ist das Be-
wußtsein der Hunde vollkommen gestört; in der Zwischenzeit zwischen den Anfällen liegen
die Hunde ruhig da, können aber durch Lärm, Berührung mit einem Stocke, grelles Licht
u. s. w. in einen Wuthanfall versetzt werden. Eine eigentliche Wasserschen wüthender
Hunde ist nicht vorhanden; das Futter wird vollkommen verschmäht, dagegen steigert sich
die Lust, unverdauliche, selbst ekelhafte Gegenstände hinabzuschlingen.
Die Hunde magern rasch ab; sie zeigen ein unheimliches Aussehen, ihre Augen sind
trübe, eingesunken, ihr Haar glanzlos und struppig.
Schließlich tritt Lhmung und Schwäche des Hintertheiles und Unterkiefers ein und
der Tod erfolgt meistens zwischen dem 5. und 7. Tage der Krankheit. Diese Erscheinungen
werden am deutlichsten bei der sog. Tollwuth beobachtet.
Bei der sogenannten stillen Wuth treten die Beißsucht, das Herumschweifen, die Auf-
regung und Unruhe weniger deutlich hervor; die kranken Thiere verhalten sich mehr still
und traurig und frühzeitig stellen sich Schwäche und Lähmungs-Erscheinungen ein.