Full text: Gesetz- und Verordnungs-Blatt für das Königreich Bayern. 1881. (8)

160 
stoßen mit den Hörnern; Ziegen beißen mitunter auch in Geräthe. Schließlich erfolgt 
unter Lähmungserscheinungen der Tod. 
6. Die Wuth bei Schweinen äußert sich durch große Aufregung und Unruhe; 
sie reiben und scheuern sich an der vernarbten Bißstelle, speicheln und schäumen viel und 
grunzen mit heiserer Stimme. Sie beißen in Gegenstände und gehen auch auf andere 
Thiere los, um sie mit den Zähnen zu verletzen. Nach kurzem Bestehen der Krankheit 
wird das Krankheitsbild von der allmälich zunehmenden Schwäche und Lähmung des Körpers 
beherrscht und die Thiere sterben am 2. bis 4. Tage der Krankheit. 
Die Oeffnung der Kadaver wuthkranker Thiere liefert nur geringfügige Ver- 
änderungen, die in denjenigen Fällen, in denen die Thiere nicht krepirt, sondern getödtet 
sind, oft ganz fehlen. Bei der Sektion wuthkranker Hunde finden sich gewöhnlich im 
Magen und zuweilen auch im Darmkanale fremdartige Stoffe (Holzsplitter, Stroh, Leder- 
stückchen, Haare, Gras rc.); dagegen fehlt im Magen und Dünndarm der gewöhrliche 
Nahrungsbrei. Die Schleimhaut des Kehlkopfes, der Rachenhöhle und des Verdauungs- 
kanals ist entweder stellenweise oder in einer größeren Ausdehnung entzündlich geröthet. 
Das Blut in den großen Gefäßen und im Herzen hat eine duntkle und dickflüssige 
Beschaffenheit. 
Mit Ausnahme der fremdartigen Substanzen im Magen finden sich bei den andern 
Hausthieren ähnliche Veränderungen. 
Alle Kadaver der an der Tollwuth verendeten Thiere unterliegen verhälnißmäßig 
schnell der Fäulniß. " 
Früher wurde allgemein angenommen, daß die Tollwuth bei den Hunden und Katzen 
auch durch Selbstentwicklung entstehen könne und daß dieselbe nur bei den übrigen Haus- 
thieren und beim Menschen stets auf Ansteckung durch den Biß wuthkranker Thiere beruhe. 
Neuere Erfahrungen haben aber als sehr wahrscheinlich ergeben, daß auch bei den 
Raubthieren (Hunden und Katzen) die Tollwuth nur dann sich ausbildet, wenn der An- 
steckungsstoff wuthkranker Thiere durch Bißwunden oder durch Belecken und Begeifern an 
wunden Hautstellen vorher auf sie übertragen worden ist. Die in manchen Jahren beob- 
achtete allgemeine Verbreitung der Tollwuth unter den Hunden erklärt sich einerseits aus 
der Vernachlässigung der polizeilichen Tilgungsmaßregeln und andererseits aus der großen 
Ansteckungsfähigkeit der Seuche.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.