Full text: Wilhelm Heinzes Quellen-Lesebuch zur vaterländischen Geschichte für Lehrerbildungsanstalten und höhere Schulen. Erster Teil. Deutsche Geschichte bis 1648. (1)

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und in die Gnade der Gemeinschaft und den Schoß der heiligen Mutter Kirche 
wieder aufgenommen, nachdem wir von ihm Verpflichtungen empfangen hatten, 
die unten mitgeteilt sind!). Für diese haben wir auch Bürgschaften von der Hand 
des Abtes von Eluny, unserer Töchter Mathilde und der Gräfin Adelheid?) und 
anderer Fürsten, Bischöfe und Laien, die wir dazu für geeignet hielten, 
empfangen. 
Da dies nun alles so vollendet ist, daß wir zum Frieden der Kirche und zur 
Eintracht des Reiches, wie wir es schon lange wünschen, alles mit Gottes Hilfe 
vollkommener ausführen können, wünschen wir bei erster Gelegenheit in Euer Ge- 
biet zu kommen. Dies nämlich wollen wir Euch Lieben unzweifelhaft wissen 
lassen, daß auch unsere Ankunft und die Einmütigkeit Eurer Pläne überaus nützlich 
sein kann, da ja, wie Ihr aus den unten mitgeteilten Zusicherungen ersehen könnt, 
bisher die Erledigung der ganzen Angelegenheit aufgeschoben ist. Deswegen be- 
müht Euch alle, in der Treue, wie Ihr angefangen habt, und der Liebe zur Ge- 
rechtigkeit zu bleiben, wohl wissend, daß wir dem König nicht anders verpflichtet 
sind, als wir ihm in ungeschminktem Gespräch — wie es unsere Sitte ist — gesagt 
haben, was er von uns hoffen kann, worin wir ihn zu seinem Heil und seiner 
Ehre, oder mit Gerechtigkeit und Mitleid, ohne Gefahr unserer oder seiner Seele 
helfen können. 
48. 
Heinrichs IV. Gelöbnis zu Kanossa. 
28. Januar 1077. 
Quelle: Der Eid Heinrichs (Promissa Canusiana). 
Übersetzung aus dem Abdruck des lateinischen Textes bei Lehmann, Zuellen zur deutschen Reichs= und Rechts- 
geschichte. Berlin 1891. S. 8 
Ich, König Heinrich, werde innerhalb der Frist, die der Herr Papst Gregor 
festsetzt, nach seinem Urteil entweder zu Gericht sitzen über den Haß und den Groll, 
den jetzt Erzbischöfe und Bischöfe, Herzöge und Grafen und andere Großen des 
Deutschen Reiches und sonstige Fürsten, die ihnen in der Feindseligkeit gefolgt 
sind, gegen mich empfinden, oder ich werde nach seinem Rate mit ihnen Frieden 
schließen, falls nicht irgend ein erhebliches Hindernis sich mir oder ihm ent- 
gegenstellt; sobald aber dieses beseitigt ist, werde ich bereit sein, das alles 
auszuführen. " 
Weiter gelobe ich: Wenn derselbe Herr Papst Gregor über die Alpen oder in 
andere Teile des Weltkreises reisen will, so soll sowohl er selbst, als auch alle, die 
in seinem Gefolge oder seiner Begleitung sind oder von ihm geschickt werden oder 
zu ihm aus irgend welchen Teilen der Erde kommen, auf der Reise, am Auf- 
enthaltsort und auf der Rückreise von meiner Seite und von seiten derer, die sich 
in meinem Machtbereich befinden, sicher sein vor jeder Verletzung an Leib und 
Leben und vor der Gefangennahme. Und es soll ihm aus meiner Einwilligung 
auch nicht irgend ein anderes Hemmnis erwachsen, das gegen seine Ehre ist. Und 
1) Siehe folgendes Quellenstück. 
2) Der Abt Hugo von Cluny und die Gräfinnen Mathilde von Toskana und Adelheid 
von Turin waren Führer der cluniacensischen Partei.
	        
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