Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Dritter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1873-1878). (3)

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der vorstehenden Auslassung der „Karlsruher Zeitung“ mit folgender Bemerkung: 
„Als eine dankenswerte Ergänzung würde es wohl zu betrachten gewesen sein, 
wenn das Organ der badischen Regierung unverweilt über die nach seiner 
Auffassung der freisinnigen Richtung feindlich gegenüberstehenden Parteien“ 
genauere Andeutungen gegeben haben würde. Unmöglich können darunter die 
Parteien verstanden sein, welche am 24. Mai mit den Bundesregierungen im 
Einklange gestimmt haben.“ 
Und in einem späteren Entrefilet führte das Blatt Bismarcks (Nr. 146 
v. 22. 6. 78) noch aus: „Die Karlsruher Zeitung“ hatte in ihrer bekannten 
Erklärung über die Gründe, aus welchen Baden im Bundesrat dem Antrag 
auf Auflösung des Reichstags zugestimmt, sich dahin ausgedrückt, daß die 
badische Zustimmung aus der Erwägung erfolgt sei, es könne der deutschen 
Vormacht und dem leitenden Staatsmanne in einer hochgespannten Lage die 
dringend verlangte Anwendung einer verfassungsmäßigen Maßnahme nicht 
versagt werden. Diese Aeußerung ist dahin kommentirt worden, daß bei den 
betreffenden Beratungen im Bundesrat Fürst Bismarck aus der einstimmigen 
Annahme der Vorlage eine Kabinetsfrage für sich gemacht habe. Solche Aus- 
legung entbehrt aber allen und jeden Grundes. Fürst Bismarck hat nicht nötig 
und nicht die Gewohnheit, zur Geltendmachung seiner Auffassung, sei es im 
preußischen Staatsministerium, sei es im Bundesrat, zu solchen Mitteln zu 
greifen. Fast in allen Fällen haben seine Auffassungen durch das Gewicht 
der Gründe die allseitige Anerkennung gefunden. In dem gegenwärtigen Fall 
kommt hinzu, daß Fürst Bismarck an der betreffenden Beratung im Bundesrat 
gar nicht teil genommen hat.“ 
In der oben erwähnten Sitzung des Bundesrats vom 11. Juni 1878 
wurde übrigens ein Schreiben des Geheimen Kabinetsrats des Kaisers zur 
Kenntnis der Versammlung gebracht, welches den Dank des Kaisers für die ihm 
aus Anlaß seiner Lebensrettung dargebrachten Glückwünsche des Bundesrats 
ausdrückt. Es lautet dieses Schreiben: 
. Berlin, den 11. Juni 1878. 
„Die unheilvolle That, welche am 2. d. M. von neuem das Leben Seiner 
Majestät des Kaisers bedrohte, hat, wie des Kronprinzen Kaiserliche und 
Königliche Hoheit aus Ew. Excellenz Berichte ersehen, den Mitgliedern des 
Bundesrats Veranlassung gegeben, ihre Gefühle und Wünsche gegen Seine 
Majestät durch einen einmütigen Beschluß in herzlicher Weise zum Ausdruck zu 
bringen. Hoöchstderselbe war tief gerührt von einer so warmen Teilnahme, mit 
welcher der Bundesrat das herbe Geschick Höchstdero, in unerschütterlicher Treue 
Seinem hohen und schweren Berufe ergebenen Herrn Vaters begleitet und hat 
nicht gesäumt, den Beschluß des Bundesrats zur Allerhöchsten Kenntnis zu 
bringen. Seine Majestät der Kaiser haben infolge dessen des Kronprinzen 
Kaiserliche und Königliche Hoheit beauftragt, die Mitglieder des Bundesrats
	        
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