Dalwigk ruft Frankreich um Hülfe an. 391
Dalwigk's Freude in die Pfalz und Hessen einrücken lassen!
Die Frage wäre nur gewesen, wann seine Rothhosen wieder
herausmarschirt wären. Leider aber hatte Bismarck so höchst
bestimmt erklärt, daß er Bayern und Hessen vor solchen
mißlichen Wechselfällen zu bewahren gedenke, und so begnügte
sich Drouyn de Lhuys, am 14. August in einer Depesche
an den unterdessen nach Berlin zurückgekehrten Benedetti in
ziemlich grobem Tone Preußen zu gemäßigtem Verfahren
gegen die Mittelstaaten zu ermahnen, für welche bekanntlich
Kaiser Napoleon sich in hohem Grade interessire.
Ein erbauliches Bild, dieser hessische Minister, welcher
in glücklicher Unwissenheit um Hülfe bei der französischen
Regierung bettelt, die eben ein Drittel des hessischen Staates
gefordert hat, welcher Himmel und Hölle gegen den Staats-
mann anruft, der die Hand an den Schwertgriff legt, um
das französische Begehren in Deutschlands Namen abzuweisen.
Zuweilen zeigt der Lauf der Weltgeschichte ironische
Momente. .
Das barsche Eingreifen der französischen Regierung
wäre sehr geeignet gewesen, das Gegentheil der beabsichtigten
Wirkung zu erzielen, und Bismarck zu strengerem Auftreten
gegen die Schützlinge derselben zu veranlassen. Pfordken,
wohlbekannt mit dem Temperamente des preußischen Staats-
mannes, eilte nach der ersten Mittheilung Benedetti's sofort
zu Bismarck, sprach sein großes Bedauern über Drouyn's
Depesche aus, und legte seine ganze Pariser Correspondenz
der letzten Wochen vor, welche Bismarck als „ziemlich un-
verfänglich" anerkannte, Pfordten selbst aber als Erzeugniß
einer überwundenen Phase der Verhandlung bezeichnete.
Was jedoch Darmstadt betraf, so meldete sich eben jetzt ein