fullscreen: Staatsbürgerliche Belehrungen in der Kriegszeit. Band 2. (2)

176 Dr. Hochheimer 
Der Zug führt außerdem Operations--, Arzt-, Küchen- und Hackwagen; ein 
Chefarzt befehligt ihn, militärisches Sanitätspersonal begleitet ihn ständig. 
Mehrere Süge sind schon im Frieden fertiggestellt; nach den Kriegsbedürf- 
nissen werden weitere geschaffen. Auch die freiwillige Krankenpflege und 
Drivate haben eine Anzahl solcher Lazarettzüge gestiftet, die Dereins- 
lazarettzüge bheißen und mit Buchstaben bezeichnet sind, während die 
staatlichen fortlaufende W#mmern tragen. Hilfslazarettzüge werden mit 
einfachen Behelfsvorrichtungen aus leeren Güterwagen für liegend Kranke 
Bergerichtet, und Krankenzüge sind beliebige Hersonenzüge, ausschließlich 
oder teilweise mit TLeichtkranken besetzt, die gewöhnlich ohne ärztliche Be- 
gleitung fahren und an „Derband= und Erfrischungsstationen“ versorgt werden. 
Ahnlich ist der Wassertransport organisiert. Mehrere lazarettmäßig 
eingerichtete Schiffe (Oder= usw. Kähne) bilden zusammen, von einem 
Schleppdampfer gezogen, einen Schiffszug. 
III. Der Sanitätsdienst im Beimatsgebiet. 
Mit Eintritt der Mobilmachung wird das gesamte Sanitätswesen des 
Besatzungsheeres von der Medizinalabteilung des zuständigen 
Kriegsministeriums geleitet. Grundlegend sind die Bestimmungen der 
Friedens= und Kriegs-Sanitätsordnung. Die Medizinalabteilung ver- 
sorgt das ganze Feld= und Besatzungsheer mit dem nötigen Sanitätsmaterial; 
vom Hauptsanitätsdepot in Berlin und den Sanitätsdepots in den 
Hrovinzen gehen die Sendungen für das Feldheer über das „Güterdepot" 
der „Sammelstationen“ hinaus zu den „SEtappensanitätsdepots“. 
Bei jedem stellvertretenden Generalkommando tritt ein stellvertre- 
tender Korpsarzt an die Spitze des immobilen Sanitätsamts; ihm 
untersteben auch die Lazaretteinrichtungen der freiwilligen Krankenpflege. 
Die Garnisonlazarette des Friedensstandes heißen jetzt Reservelazarette, 
in Festungen Festungslazarette. Außer ihnen werden in Kranken- 
häusern und sonst geeigneten Gebäuden und Baracken Reservelazarette an- 
gelegt. Hierzu treten die zahlreichen Dereinslazarette der freiwilligen 
Pflege und Hrivatpflegestätten. Reservelazarettdirektoren (meist in- 
aktive Generalober= und Oberstabsärzte) beaufsichtigen den Dienst. Die 
Eisenbahn-Linienkommandanturen, denen ein Stabsarzt beigegeben 
ist, verteilen die ankommenden Eisenbahntransporte auf die einzelnen Laza- 
rette; das aufnehmende Reservelazarett holt die Kranken vom Bahnhof ab. 
In den Heimatslazaretten werden sie nun behandelt bis zur vollen 
Genesung oder bis sie als dienstunbrauchbar entlassen werden müssen. Bevor 
letzteres geschielbtt, wird alles getan, um ihren Gustand zu verbessern, sie im 
Gebrauch beschädigter Organe und Glieder zu fördern und Ersatz für Derluste 
zu schaffen. Dieser Krieg hat auch hierin große Fortschritte gebracht. 
Dortreffliche Einrichtungen sind in Lazaretten und Kliniken, Bade- 
orten und Sanatorien geschaffen, um der Eigenart jedes Leidens und jedes 
Leidenden gerecht zu werden. — Wie im Frieden, so hat sich auch im Kriege 
eine weitgehende Sonderung der ärztlichen Tätigkeit herausgebildet: da 
gibt es Anstalten, die sich vorwiegend mit der operativen Behandlung ver-
	        
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