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Muskelfleisch sieht aus: beim Jungrinde blaßroth, beim Bullen dunkelroth, beim Ochsen
hellroth, bei Kühen hell= bis dunkelroth, beim Milchkalbe hell= bis dunkelgrauroth, beim
Schafe lebhaft roth, beim Schweine blaßroth bis grauroth. Das Fleisch älterer Thiere ist
in der Regel dunkler.
Bei mageren Thieren ist zwar wenig Fettgewebe vorhanden, doch ist dasselbe, im
Gegensatze zu dem Fettgewebe der in Folge einer Krankheit abgemagerten Thiere, fest, nicht
zähe, weder feucht, noch sulzig; die Muskeln nicht abgemagerter Thiere fühlen sich voll,
elastisch, niemals schlaff oder welk an.
10. Die Lymphdrüsen.
Die Lymphdrüsen gesunder Thiere haben eine festweiche Konsistenz und eine gelblich-
weiße bis graublaue Farbe, über ihre Schnittfläche ergießt sich eine spärliche Menge Flüssigkeit.
Die im Fleische gelegenen Lymphdrüsen sind etwas fester als diejenigen der Eingeweide.
Bei geschlachteten gesunden Thieren findet man auf der Schnittfläche die Außenzone mancher
Lymphdrüsen roth gefärbt. Die Lymphdrüsen an den Lungen und im Gekröse sind bei
älteren Wiederkäuern vielfach schwärzlich gefärbt.
Zweiter Abschnitt.
Die Keunzeichen der wichtigsten Krankheiten bei lebenden und geschlachteten
Ihieren nebst Hemerkungen über die Schlachtvieh- und Eleischbeschan.
I. Infektionskrankheiten.
Eine größere Anzahl von Krankheiten des Menschen und der Thiere wird durch kleinste,
nur mit Hülfe starker Vergrößerungsgläser erkennbare, zu den niedrigsten Lebewesen, ins-
besondere den Bakterien zählende Gebilde hervorgerufen. Diese dringen in den thierischen
Körper durch natürliche Oeffnungen, z. B. das Maul, die Nase oder durch Verletzungen ein,
leben und vermehren sich in demselben und bilden die eigentlichen Träger des Ansteckungsstoffs.
1. Der Milzbrand.
Der Verlauf und die Krankheitserscheinungen sind verschieden. Schafe sterben gewöhnlich
plötzlich, ohne daß man vorher an ihnen erheblichere Krankheitserscheinungen bemerkt hat.
Bei Rindern dauert die Krankheit gewöhnlich mehrere Stunden bis zwei Tage. Sie zeigen
ohne nachweisbare Ursache Unruhe, Aufregung oder Abstumpfung, Muskelzittern, hohes
Fieber, Athembeschwerden, gesträubtes Haar, mangelnde Freßlust, Störung des Wiederkäuens,
leichtes Aufblähen; die Ausflüsse aus den natürlichen Körperöffnungen können mit geringen
Mengen Blut vermischt sein. In manchen Fällen findet man schnell wachsende Anschwellungen
oder umschriebene Knoten an der Körperoberfläche; die letzteren sind anfänglich heiß und
schmerzhaft, später kalt und schmerzlos.
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