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5. Die Maul- und Klauenseuche.
Die Maul= und Klauenseuche ist eine bei Rindvieh, Schafen, Ziegen und Schweinen
vorkommende fieberhafte, leicht übertragbare Krankheit, welche durch die Bildung von Bläschen
und nachfolgend von Geschwüren auf der Maulschleimhaut und an den Klauen gekenn-
zeichnet ist.
Bei Rindern äußert sich die Krankheit durch Abgeschlagenheit und Fieber, Ver-
ringerung der Freßlust, Unterbrechung des Wiederkäuens, Speichelfluß; öfters hört man
einen eigenthümlichen schmatzenden Ton beim Oeffnen des Maules. Die Thiere liegen
viel, stehen schwer auf, bewegen sich mühsam vorwärts oder gehen lahm. Bei der Unter-
suchung des Maules findet man in der ersten Zeit der Erkrankung am zahnlosen Rande
des Oberkiefers, an der Zungenspitze, an der Zunge, auch auf der Schleimhaut der Unter-
lippe und des Maules Blasen, welche mit einer wasserhellen gelblichen Flüssigkeit gefüllt
sind, bald platzen und rothe, aufgelockerte, von der Oberhaut entblößte Stellen zurücklassen.
Das Klauenleiden tritt meist gleichzeitig hervor. An der Haut oberhalb der Klauen zeigt
sich zuerst vermehrte Wärme, bei heller Haut auch Röthung, ferner große Empfindlichkeit
an der Krone und in der Klauenspalte. Bald bilden sich auch hier Blasen, welche schnell
platzen und wunde, später mit Krusten sich bedeckende Stellen hinterlassen.
Bei Schafen und Ziegen tritt die Krankheit seltener und dann mehr an den Füßen
als an der Maulschleimhaut auf. Die Bläschen im Maule sind sehr klein und kommen
meistens nur am zahnlosen Rande des Oberkiefers zum Ausbruche. Die Klauen zeigen
zuerst leichte Schwellung und Röthung an der Krone und in der Klauenspalte, worauf kleine
Bläschen erscheinen, welche sehr bald platzen und wunde Stellen bilden, die sich später mit
Schorfen bedecken.
Schweine erkranken vorzugsweise an den Klauen, seltener am Maule. In diesem
Falle erscheinen die Bläschen meistens am Rüssel, weniger im Maule selbst. Außer den
Klauen können auch die Afterklauen ergriffen werden; die Erkrankung an den Klauen kann
zur Lockerung der Hornkapsel und zum Ausschuhen führen.
Die Maul= und Klauenseuche verläuft in der Regel ohne erhebliche Störungen des
Allgemeinbefindens (leichte Formen). In manchen Fällen ist aber das Allgemeinbefinden
der kranken Thiere sehr erheblich gestört und es sind insbesondere starke Abgeschlagenheit,
Abmagerung und hohes Fieber vorhanden (schwere Formen). Ausnahmsweise entwickeln
sich im Gefolge der Krankheit schleichend verlaufende Eiterungen an den Klauen, in den
Klauengelenken und im Euter, welche zu einer eitrigen Blutvergistung führen können
(vergl. Nr. 17).
Auf Maul= und Klauenseuche ist namentlich zu achten bei Rindern und Schweinen
(§ 8). Liegen schwere Formen der Seuche vor, so darf der nicht als Thierarzt approbirte