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a. Der vielgestaltige Hülsenwurm, der beim Rinde, Schweine und Schafe, sehr
selten auch beim Hunde vorkommt, ist eine erbsen= bis kindskopfgroße, rundliche, mit einer
klaren Flüssigkeit gefüllte Blase, deren Wand aus einer grauweißen, undurchsichtigen Haut
besteht; letztere liegt in einer bindegewebigen, mit ihrer Umgebung verwachsenen Hülle.
Die Hülsenwürmer können absterben, wobei sie sich in eine gelbliche, käsige und kalkige,
von einer Bindegewebskapsel umgebenen Masse umwandeln.
b. Der vielkammerige Hülsenwurm wird fast nur beim Rinde gefunden und erscheint
als haselnuß= bis fanstgroße, mäßig feste, knotenartige Geschwulstbildung hauptsächlich in der
Leber. In ihrem äußeren Theile bestehen diese Geschwülste aus vielen dicht zusammen-
liegenden, senfkorn= bis erbsengroßen, durchscheinenden Bläschen, im inneren Theile finden
sich gallertartige, häutige, käsige oder kalkige Massen. Die ganze Geschwulst wird durch ein
stark entwickeltes Bindegewebsgerüst in zahlreiche Kammern getheilt.
Als untauglich zum Genusse für Menschen sind nur die veränderten Fleischtheile an-
zusehen; das übrige Fleisch ist als tauglich zum Genusse für Menschen anzusehen, sofern
nicht ein anderer Beanstandungsgrund vorliegt. Wenn die Zahl oder Vertheilung der
Schmarotzer deren gründliche Entfernung nicht gestattet, sind die ganzen Organe zu vernichten,
anderenfalls sind die Schmarotzer auszuschneiden und die Organe freizugeben (§ 35 Nr. 1).
25. Die dünnhalsige Finne (Cysticercus tenuicollis).
Diese geschlechtslose Zwischenform eines Hundebandwurmes (Taenia marginata) kommt
beim Schafe und Schweine vor, und zwar unter dem Brust= und Bauchfell und unter
dem serösen Ueberzuge der Eingeweide. Sie stellt eine bis apfelgroße, durchscheinende, mit
einer klaren wässerigen Flüssigkeit gefüllte Blase vor, in welcher ein kleines, weißes Knötchen
(die Kopfanlage) zu erkennen ist. Lieblingssitze sind Netz und Gekröse. Beim Kalbe wird
der Schmarotzer in der Leber, seltener in der Lunge angetroffen.
Auf die Fleischbeschau findet die Bemerkung zu Nr. 24 (Hülsenwurm) sinngemäße
Anwendung.
26. Der Gehirnblasenwurm.
Der im Gehirn und Rückenmarke des Schafes, seltener des Rindes schmarotzende
Gehirnblasenwurm ist die Ursache der Drehkrankheit und bildet den Jugendzustand eines
Hundebandwurmes (aenia coenurus). Der auch Drehblasenwurm oder Gehirnquese
genannte Schmarotzer ist von rundlicher oder länglicher Gestalt und wechselnder Größe
(hirsekorn= bis hühnereigroß).
Auf Drehkrankheit ist namentlich zu achten bei Schafen und Ziegen (§ 8). Auf die
Fleischbeschau findet die Bemerkung zu Nr. 24 (Hülsenwurm) siungemäße Anwendung.