Full text: Gesetz- und Verordnungs-Blatt für das Königreich Bayern. 1903. (30)

Anhang. 
A. Belehrung über die Gestügelcholera. 
Die Geflügelcholera ist eine sehr ansteckende Krankheit, welche Hausgeflügel aller Art, 
namentlich aber Gänse, Enten, Tauben, Hühner, Truthühner, Pfauen und Fasanen befällt, 
gewöhnlich tötlich verläuft und ganze Geflügelbestände in kürzester Zeit dahinraffen kann. 
Die Seuche wird in gesunde Geflügelbestände am häufigsten durch den Zukauf fremden Geflügels 
eingeschleppt. 
Der Ansteckungsstoff ist im Blute und in allen Organen kranker Tiere enthalten und 
haftet an den Kadavern sowie an den Abgängen (Kot, Federn, Eingeweiden) verendeten und 
geschlachteten Geflügels. 
Die Ansteckung gesunden Geflügels erfolgt gewöhnlich durch die Aufnahme von Kot 
kranker Tiere mittelst der Nahrung oder des Trinkwassers, sowie durch Verfütterung von 
Abfällen geschlachteter cholerakranker Tiere. Gesundes Geflügel kann sich auch dadurch an- 
stecken, daß es auf Straßen und Weiden oder in Bäche und Tümnpel getrieben wird, welche 
zuvor krankes Geflügel passiert hat. 
Die Ansteckung eines Geflügelbestandes macht sich in der Regel zuerst durch plötzlich 
auftretende Todesfälle bemerkbar, ohne daß vorher Krankheitserscheinungen unter dem Geflügel 
wahrgenommen wurden. 
Bei genauer Beobachtung findet man jedoch, daß die Tiere appetitlos, traurig und 
matt werden, die Flügel hängen lassen, das Gefieder sträuben und an Durchfall leiden. 
Der Kot ist anfangs breiig und weißgelb, später mehr schleimig und wässerig, grün 
von Farbe und sehr übelriechend. Die Körpertemperatur ist fieberhaft erhöht. 
Der Tod tritt meist nach 1 bis 3 Tagen, manchmal ganz plötzlich, seltener erst nach 
2—3 Wochen ein. 
Sektionsbefund. Die hauptsächlichsten krankhaften Veränderungen, die jedoch nicht immer 
zusammen und in gleich hohem Grade vorkommen, sind folgende: 
Die Darmschleimhaut ist entzündet, rot bis rotbraun gefärbt, häufig mit blutigen 
Flecken besetzt. 
Das Herz ist rot punktiert, oft wie mit Blut in Form von schwarzroten Tupfen 
bespritzt; Entzündungen des Herzfleisches und des Herzbeutels kommen vor, ebenso wässerige 
Ergüsse in den Herzbeutel. 
Häufig ist auch Entzündung der Lungen mit dunkelrotbrauner Verfärbung derselben 
zu beobachten.
	        
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