Lehrziel.
Vertheilung
des Unter—
richtsstoffes.
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solcher erforderlich ist, um derselben eine lateinische Färbung zu geben. Wird im all—
gemeinen nur der erzählende und erörternde Stil gepflegt und dabei bloß beanstandet,
was falsch oder entschieden unlateinisch ist, so wird es möglich sein, innerhalb der enger
gezogenen Grenzen auch künftig eine befriedigende Gewandtheit im Lateinschreiben zu
erzielen. Es empfiehlt sich, daß in den Oberklassen dann und wann an Stelle von
Scriptis kleine Aufgaben zur freien Bearbeitung gestellt werden (Wiedergabe von Vor—
getragenem oder Gelesenem, kurze Erörterungen, Briefe 2c.), nur ist auf derartige Leist-
ungen ein entscheidendes Gewicht fortan nicht mehr zu legen. Oberen Schülern, welche
den Wunsch hegen, sich gelegentlich in Abhandlungen, Reden oder poetischen Leistungen
zu versuchen, sind dafür nach Befinden kleinere Arbeiten zu erlassen.
7. Neben der Klassenlektüre hat von Obertertia an eine geordnete Privatlektüre im
Lateinischen herzugehen. Der Leitung und Ueberwachung derselben ist besondere Sorg-
falt zuzuwenden. Im übrigen siehe § 45. Bei der Klassenlektüre sind leichte und un-
wichtige Stellen rasch zu lesen; Unwesentliches wird am besten ganz übergangen, zumal
wenn nur mit Hülfe derartiger Kürzungen ein befriedigender Abschluß oder Ueberblick
über das Ganze erreicht werden kann.
Griechisch.
15. Zur Reife im Griechischen ist zunächst erforderlich, daß der Schüler mit den
griechischen Dichtern und Prosaikern, welche auf Gymnasien gelesen zu werden pflegen,
sich durch eigene Lektüre in ausreichendem Maße bekannt gemacht hat, insbesondere mit
Homer, Sophokles, Demosthenes. Nächstdem hat er zu erweisen, daß er die zum Ver-
ständniß dieser Schriftsteller erforderliche Sicherheit in den Elementen der griechischen
Sprache und Kenntniß des griechischen Lebens, insbesondere der Entwickelung des grie-
chischen Geisteslebens, sich erworben hat. Leichte Stellen aus griechischen Schriftstellern,
in denen seltene Worte nicht vorkommen, muß er im Stande sein auch ohne Hilfsmittel
sofort ins Deutsche zu übersetzen.
16. Untertertia: 7 Stunden.
Regelmäßige Formenlehre bis zu den verbis liduidls ausschließlich. Uebersetzungen
aus einem Uebungsbuche.
Obertertia: 7 Stunden.
Neben vervollständigender Wiederholung des Pensums der Untertertia Durchnahme
und Einübung der verba liquida, der verba auf # und anomala. Ausgewählte Haupt-
regeln der Syntax, thunlichst im Anschluß an Gelesenes. Uebersetzen aus einem Uebungs-
buche, zu Ende des Schuljahres Einführung in Aenophons Anabasis.