Full text: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1893. (59)

Untersekunda: 2 Stunden. 
Zusammenhängende Behandlung des Hauptsächlichsten aus der Lehre vom Nomen 
(Artikel, Adjektiv, Adverb, Fürwörter, Kasuslehre mit Präpositionen) und vom Verbum 
(insbesondere der Lehre vom Infinitiv und Participium). 
Lektüre eines leichten Schriftstellers, gelegentlich auch kleiner Gedichte. 
Obersekunda: 2 Stunden. 
Ergäuzung der grammatischen Pensa von Quarta bis Untersekunda durch Nachträge, 
insbesondere aus der Lehre von den Fürwörtern, den Modi, den Partikeln und der 
Wortstellung. Bei gegebenem Anlaß Eingehen auf Stilistisches und Synonymisches. 
Lektüre: mittelschwere Prosaiker; in einem Halbjahre nach Befinden ein gutes 
neueres Lustspiel oder ein Stück von Moliere. 
Unter= und Oberprima: Je 2 Stunden. 
Grammatisch-Stilistisches im Anschluß an Gelesenes und an die Arbeiten, nach 
Bedürfniß auch von Zeit zu Zeit in besonderen Stunden. 
Lektüre: schwierigere Prosaiker. Von Dichtungen jedenfalls einige klassische Dramen, 
bei deren Behandlung auf die Kunstform gebührend zu achten und auf die deutsche wie 
griechische dramatische Lektüre der Schüler möglichst Bezug zu nehmen ist. 
In allen Klassen ist das Gelernte durch Diktate, Seripta und Extemporalia nach 
einem festen Plan einzuüben. An Stelle von Seriptis können in den Primen von Zeit 
zu Zeit kurze freie Arbeiten (Nacherzählungen, leichte Erörterungen über bekannte Stoffe, 
Briefe 2c.) aufgegeben werden, nur ist auf diese Art von Leistungen bei den Halbjahrs- 
censirungen ein entscheidendes Gewicht nicht zu legen, vergl. § 14 unter 6. 
§620. 1. In allen Klassen sind unter besonderem Achten auf gute Aussprache eifrig 
Sprechübungen zu betreiben, indem Gelesenes oder Gehörtes anfangs satzweise ab- 
gefragt, dann zur freieren Wiedergabe fortgeschritten wird, bis die Schüler dahin ge- 
bracht sind, daß sie innerhalb gewisser Stoffgebiete auch ohne bestimmten Anhalt leichte 
Fragen französisch beantworten können. Für die Erreichung dieses Zieles ist es förderlich, 
wenn eine Anzahl kleiner Prosastücke und Gedichte nach und nach auswendig gelernt und 
weiterhin häufig wiederholt wird. Den Sprechübungen darf aber nicht eine Ausdehnung 
gegeben werden, daß die Lektüre oder die grammatische Schulung darunter leidet. 
2. Spätestens mit Obertertia ist eine kurzgefaßte systematische Grammatik in Ge- 
brauch zu nehmen, nach welcher die Hauptregeln durchzunehmen und einzuüben sind. 
Bei der ersten Behandlung eines syntaktischen Abschnittes ist nur das häufig Vor- 
1893. 5 
Bemerkungen.
	        
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