Fortsetzung.
Fortfetzung.
Pflege
erkrankter
Dienstboten
und Zahlung
der
Kurkosten.
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60. Es kann sich jedoch das Gesinde dringlicher Arbeiten, insbesondere in der
Heu= und Getreideernte, auch an Sonn-, Fest= und Bußtagen, soweit diese Arbeiten nach
den über die Sonn-, Fest= und Bußtagsfeier jeweilig geltenden Bestimmungen statthaft
sind, nicht entbrechen.
& 61. Beim Kirchweihfeste im Dienstorte ist dem Gesinde auf dem Lande, außer dem
Sonntage, ein Tag und an zweien in der Nähe fallenden Jahrmärkten so, daß, wo
mehrere Dienstboten gehalten werden, diese nach Bestimmung der Herrschaft unter sich
abzuwechseln haben, nach Ortsgewohnheit und nach Maßgabe der Entfernung ein ganzer
oder halber Tag freizulassen, unbeschadet jedoch der von demselben an diesen Tagen zu
besorgenden, unumgänglich nöthigen, häuslichen und wirthschaftlichen Arbeiten.
62. Die Dienstherrschaft hat im Falle der Erkrankung des Dienstboten für dessen
Kur und Pflege bis zum Zeitpunkte der Aufhebung des Dienstvertrages zu sorgen. Sie
darf ihm solchenfalls die baar verwendeten Kosten, nicht aber die Bezahlung eines Stell-
vertreters, auf den Lohn und das Kostgeld verrechnen; dies gilt auch dann, wenn die
Dienstherrschaft den Dienstboten zwar nicht ganz entlassen, sondern nur der Kur halber
einstweilen aus dem Hause entfernen will. Mit der Aufhebung des Dienstes hört dagegen
der Anspruch auf weiteren Lohn und Kostgeld auf. Ist der Dienstbote in die häusliche
Gemeinschaft aufgenommen, so erstreckt sich die Verpflichtung der Dienstherrschaft auf
die Dauer von sechs Wochen, sofern nicht vorher die Zeit des Dienstvertrags abläuft;
eine gemäß § 75 herbeigeführte Beendigung des Dienstverhältnisses bleibt hierbei außer
Betracht.
Hat die Dienstherrschaft die Krankheit des Dienstboten verschuldet, wohin auch der
Fall gehört, wenn sie ihn zu einer ihm nach seinen Dienstverhältnissen gewöhnlicher-
maßen nicht zukommenden und für die Gesundheit gefährlichen Verrichtung genöthigt hat,
durch diese aber die Krankheit verursacht worden ist, so muß die Dienstherrschaft den er-
krankten Dienstboten auf ihre Kosten auch über die Dienstzeit hinaus ärztlich behandeln
lassen, unbeschadet der dem Dienstboten sonst verbleibenden rechtlichen Ansprüche auf Ent-
schädigung; es findet auch ein Abzug an Lohn wegen nicht geleisteter Dienste oder Be-
zahlung eines Stellvertreters nicht statt.
Hat dagegen der Dienstbote vorsätzlich oder durch grobe Fahrlässigkeit die Erkrankung
herbeigeführt, so muß er die Kurkosten tragen, auch, dafern ihn nicht der Dienstherr des
Dienstes sofort entläßt (88 75, 76), die Bezahlung des Stellvertreters aus eigenen
Mitteln bestreiten, hat aber auch dafür auf die Dauer des Dienstes seinen Lohn und die
Beköstigung, oder das bedungene Kostgeld, unverkürzt zu empfangen. Behält die Dienst-
herrschaft den kranken Dienstboten im Hause, so tritt die Krankenpflege an die Stelle der
Beköstigung oder des Kostgeldes.