Full text: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1904. (70)

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Anhang J. 
Gemeinfahliche Zelehrung) 
über die Geflügelcholera und die Hühnerpest. 
A. Geslügelcholera. 
Die Geflügelcholera (Hühnercholera, Geflügeltyphoid) ist eine bei sämtlichem Geflügel 
(Hühnern, Gänsen, Enten, Tauben, Truthühnern, Fasanen u. a.) vorkommende, außer- 
ordentlich ansteckende und fast immer tötlich endigende Krankheit, welche der Geflügelzucht 
sehr bedeutenden Schaden zufügen kann. 
Die Ursache der Geflügelcholera ist ein mikroskopisch kleiner Pilz (Bakterium), 
welcher sich im Blute, in den Organen und den Abgängen, besonders dem Kote der 
erkrankten oder verendeten Tiere vorfindet und auf gesunde Tiere absichtlich oder zufällig 
übertragen, die Krankheit bei diesen mit großer Sicherheit wieder erzeugt. Die natür- 
liche ÜUbertragung von Tier zu Tier erfolgt vor allem durch die Aufnahme von mit 
Kot erkrankten Geflügels besudelter Nahrung oder verunreinigtem Trinkwasser, ferner 
durch Verfüttern von Abfällen gestorbener oder notgeschlachteter Tiere; auch ist das Ein- 
dringen des Ansteckungsstoffes durch Wunden möglich. Eine durch die Luft vermittelte 
Ansteckung kommt nicht vor, wohl aber eine Verschleppung der Krankheitserreger durch 
gesundes, aus verseuchten Beständen stammendes Geflügel. 
Die Einschleppung der Seuche erfolgt vornehmlich durch Zukauf kranken oder 
angesteckten Geflügels, namentlich von Geflügelausstellungen oder aus dem Auslande, 
sowie durch den Ankauf von Gänsen, welche im Umherziehen verkauft werden. Doch 
kann die Einschleppung und Ausbreitung der Seuche auch ohne Zukauf erfolgen, wenn 
das Hausgeflügel die Dorfstraßen, Teiche und Bäche besucht, welche von kranken Tieren 
berührt wurden. Seltener erfolgt die Einschleppung durch zufliegende Vögel (Tauben). 
Die Erscheinungen der Krankheit sind oft wenig auffällig. Zuweilen verenden 
die bis dahin gesund erscheinenden Tiere ganz plötzlich, nachdem Taumeln vorausgegangen 
ist, in wenigen Stunden. In der Mehrzahl der Fälle sind allerdings die Tiere einige 
Tage krank. Anfangs sind fie matt, hinfällig, sträuben das Gefieder, lassen die Flügel 
hängen, schließen die Augen, fressen nicht, nehmen aber häufig Wasser auf. Bald stellt 
sich Durchfall, anfangs von grauen oder weißgelben, später von schleimig-wässerigen Massen 
ein. Hühner bekommen einen blau= bis schwarzblauen Kamm.= Unter Erscheinungen der 
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*) Exemplare dieser Belehrung sind seiten der Stadträte in Städten mit Revidierter Städteordnung 
von der Kommission für das Veterinärwesen, im übrigen von den Amtshauptmannschaften zu beziehen. 
1904. 10
	        
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