Full text: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1910. (76)

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Unterprima der realgymnasialen Abteilung: 3 Stunden. 
Grammatische Wiederholungen und Ergänzungen, besonders nach der Seite der 
Stilistik. 
Lesestoff zur Auswahl: Ausgewählte Essais (Brunetière, Lemastre, Sainte- 
Beuve u. a.); Sarcey, Le Siège de Paris. Ein klassisches Trauerspiel von Corneille 
oder Racine; Molière, Les Femmes savantes. Schwierigere Gedichte aus dem Gebiete 
der Lyrik und Epik. 
Schriftliche Arbeiten: Aufsätze in Form von Charakteristiken und leichteren Ab- 
handlungen; Berichte über Privatlektüre; gelegentlich Übersetzungen und Diktate. 
Oberprima der realgymnasialen Abteilung: 3 Stunden. 
Grammatik wie in Unterprima. Bemerkungen zur Synonymik, zur Etymologie 
und Geschichte der französischen Sprache. Schriftliche Arbeiten wie in Unterprima. 
Lesestoff zur Auswahl: Schwierigere Historiker (Guizot, Taine u. a.); Michelet, 
Tableau de la France; hervorragende Prosaiker des 18. Jahrhunderts (Voltaire, 
Montesquieu, Diderot, Rousseau) nach einer Auswahl. Moliêre (Misanthrope) oder 
neuere Lustspieldichter (Pailleron, Le monde ou Ton s'’ennuie; Rostand, Cyrano de 
Bergerac u. a.). Die Romantiker des 19. Jahrhunderts, besonders Victor Hugo als 
Lyriker und Epiker. 
Die Sprechübungen können in den beiden Primen die Form kleiner freier Vorträge 
über vorbereitete Themen annehmen, an die sich Beurteilung und Ergänzung des 
Gehörten durch die Mitschülerinnen anschließt. 
Untersekunda bis Oberprima der gymnasialen Abteilung: je 2 Stunden. 
Die französischen Leistungen der Schülerinnen der gymnasialen Abteilung dürfen 
hinter denen der realgymnasialen Abteilung nicht zu sehr zurückstehen, da eine starke 
Betonung dieses Faches in den gemeinsamen Klassen vorausgegangen ist. Deshalb soll 
von Untersekunda an das früher Gelernte sorglich wiederholt und die Fähigkeit freien 
Gebrauchs der Sprache in Wort und Schrift gepflegt werden. Die Unterrichtssprache 
ist auch hier überwiegend die französische. Die schriftlichen Arbeiten, deren Zahl wesent- 
lich vermindert werden kann, bestehen aus Diktaten, Übersetzungen und gelegentlich 
aus leichteren Stilübungen im Anschluß an die Lektüre. Die Auswahl des Lesestoffs 
erfolgt nach denselben Gesichtspunkten wie für die realgymnasialen Oberklassen; auf 
Gediegenheit des Inhalts ist auch hier Wert zu legen und die Bekanntschaft mit 
klassischen Vertretern der Literatur (Lafontaine, Corneille oder Racine, Moliere, 
Victor Hugo, neuere Historiker) zu vermitteln. 
1910. 102
	        
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