Full text: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1910. (76)

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reichtum gewinnen. Das Zeichnen von Karten ist insofern empfehlenswert, als es 
dazu dient, die Einrichtung und die Ausdrucksfähigkeit der Karte überhaupt zu er— 
läutern; dagegen ist jedes äußerlich mechanische und gedankenlose Nachzeichnen pon 
Karten und Skizzen zu vermeiden, während einfache Gedächtnisskizzen ein guter Prüf— 
stein für den Grad der Beherrschung der topographischen Elemente eines Landes sind. 
Der Globus, gute Bilder und sonstige Anschauungsmittel, sowie geeignete kurze Land— 
schaftsschilderungen sollen je nach Bedarf häufig benutzt werden unter Hinweis auf 
ihre Fähigkeit, die wirklichen Verhältnisse darzustellen: die Umsetzung des Karten— 
und Landschaftsbildes in die Wirklichkeit ist die Kunst, die gelernt werden soll. 
3. Beschränkung des Lernstoffes ist durch die Fülle des Stoffes von selbst ge— 
boten; die notwendigen Daten sind aber fest einzuprägen, insbesondere auch eine 
kleine Reihe von Vergleichszahlen aus der nächsten und näheren Umgebung 
(Größe, Einwohnerzahl, Volksdichtigkeit von Sachsen, Höhenangaben usw.), damit die 
Schülerinnen daran die Größenverhältnisse fremder Länder und Erdteile messen können. 
Nicht die gedächtnismäßige Aufnahme des Stoffes, sondern die Mitarbeit der Schüle— 
rinnen ist in erster Linie zu erstreben, und sie kann um so leichter erreicht werden, 
als der Unterricht sich zum guten Teil auf Anschauungsmittel stützt. Um den von den 
Schülerinnen gelegentlich gewonnenen Anschauungsstoff nutzbar zu machen, soll der 
Lehrer auf allen Stufen bei passender Gelegenheit Anleitung zu richtiger Beobachtung 
geben, z. B. wie man bei einem Aufenthalt an der See Beobachtungen über Farbe und 
Salzgehalt, über zerstörende und aufbauende Tätigkeit des Meeres, über Gezeiten, 
Dünenbildung, über die Eigenart der Bewohner anstellen kann, oder im Gebirge über 
Erosionserscheinungen, Höhenverbreitung der Vegetationsformen, Gesteinsaufbau, 
Verwitterung, Stromgeschwindigkeit und Wasserführung der Bäche usw. Aber nicht 
minder wird die Selbsttätigkeit der Schülerinnen für das geographische Verständnis 
gefordert, bei Ermittelungen und Vergleichungen von Wechselbeziehungen und beim 
Aufspüren des ursächlichen Zusammenhangs; die Fähigkeit dazu zu wecken und zu 
erweitern gehört zu den wesentlichsten Aufgaben des Unterrichts. Die Kürze der zur 
Verfügung stehenden Zeit wird anderseits in den obersten Klassen den zusammen— 
hängenden Vortrag des Lehrers unentbehrlich machen, und dieser wird seinen Zweck 
erfüllen, wenn er die Schülerinnen zu selbständigem Denken und freiwilliger Weiter— 
arbeit anregt. Ihr wird die von Jahr zu Jahr zunehmende Erleichterung des 
Reisens zugute kommen; aber auch die geographische Literatur kann schon durch die 
Schulbibliotheken den Schülerinnen zugänglich gemacht werden, so daß es ihnen mög- 
lich wird, in Facharbeiten und freien Vorträgen, die auch dem deutschen Unterricht 
zufallen, kleinere Aufgaben aus der Erdkunde selbständig zu bearbeiten.
	        
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