Full text: Um den Kaiser.

häßlichen Geschichten der Tafelrunde. Diese Kamarilla war tot 
und kam auch später nicht wieder zum Leben. — 
Harden hatte manchen verhöhnt und verletzt. Seine Feder war 
mitunter ätzend scharf, auch wo sich Schonung empfahl. Er 
hatte auch Feinde in der eigenen Zunft, politische und literarische 
Gegner, wie jeder starke Satiriker. Während seines Feldzugs gegen 
das heimlich-unheimliche „Grüppchen“ um den Kaiser herum warf 
ihm ein Teil der Presse vor, er wäre ein Werkzeug der Nachsucht der 
Frau v. Elbe und des Herrn v. Holstein. Harden bonnte jedoch 
nachweisen, daß ihn weder die geschiedene Frau des Grafen Kuno 
v. Moltke noch die dem Liebenberger einst engbefreundete, später 
aber bitter verfeindete „graue Eminenz“ zu seinem Kampf gegen 
die Tafelrunde angereizt, er also weder Hinterfrauen noch Hinter- 
männer hatte. Noch häufiger wurde ihm nachgesagt, daß sein Tun 
nicht der Absicht, Schädlinge aus der Nähe des Kaisers zu ent- 
fernen, sondern der Sensations= und Gewinnsucht des Publizisten 
und Zeitschriftenbesitzers entsprungen sei. Dagegen spricht schon 
seine Zusicherung an den Beauftragten Eulenburgs vom Dezember 
1906, schweigen zu wollen, wenn der Gegenpart sich künftig dem 
kaiserlichen Hofe fernhalte. Auch hatte er bereits Mitte Dezember 
1905 in einem Gespräch mit dem Grafen Ernst zu Reventlow, 
wie dieser in einem der Prozesse bezeugte, geäußert, ihm komme 
es nur auf den politischen Zweck an, und um ihn zu erreichen, 
habe er in den ersten Artikeln die Normwidrigkeit der Männer der 
Liebenberger Gruppe andeuten müssen, weil daraus auch die poli- 
tische Schädlichkeit dieser Gruppe herzuleiten sei. In der Tat waren, 
wie Fürst Bismarck nach seinem Rücktritt nicht nur zu Harden, 
sondern auch zu anderen Personen mit Bezug auf Eulenburg und 
dessen Freundesliebe geäußert hat, unmännliche Naturen, Spiritisten, 
Geisterseher, Schönredner für das dramatische Temperament des 
Kaisers besonders gefährlich. 
Harden scheint überhaupt nicht damit gerechnet zu haben, daß 
einer der aus politischen Gründen Angegriffenen es wagen würde, 
das Gericht zur Aufklärung der Sachlage, unvermeidlich auch der 
höchsipersönlicher Art, in Anspruch zu nehmen. In der kritischen 
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