Full text: Handbuch der Politik. Erster Band. (1)

426 Albrecht Mendelssohn Bartholdy, Ein- oder Zweikammersystem ? 
  
gegen das Oberhaus habe ich schon früher einen Aufsatz von Jenks in der Albany Review, August 1908 zitiert. 
Aus der Fülle der Parlaments-, Wahl- und Parteitagsreden am bemerkenswertesten: Lord Rosebery, Ober- 
haus, (Rosebery -Resolutionen) 18. XI. 10; Manchester 30. XII. 10; Edinburg 4. XII. 10; Oberhaus 17. V. 11. 
(Landomne- Bill) 29. V. 11 (Vetobill. Asquith, National Liberal Club, 21. XI. 10; Hull, 26. XI. 10; Reading 
10; Wolverhampton 1. XII. 10; Burnley 5. XII. 10; Glossop 14. XII. 10; Unterhaus 21. II. 11 (Vetobill), 
> IV. 1153 V. 11; Manchester 6. V. 11; Unterhaus 14. V.11 (Vetobill). —Balfour, National Union Conference. 
Noitinghem, 17. XI. 10; Albert Hall, London 22. XI. 10; Readin g. 1. XII. 10; Grim sby2. X Xo. 10; | Chester 6. XII. 
10; Wrexham 7. XII. 10; Haddington 14. XII. 10; Unterhaus 21. ir {1 Vetobi; Junior Const. League. Lambeth 
6. IV. 11; Newcastle o. T.18. V.1 ; Primros o League, Albert Hallıll. V. — Lord Selborne Winchester 
19, IT 1; Bdinburg 21. 1l. 11; Ghgon 2 20. III. 11; Oberhaus 26. V. 11 (Veiobin — Lord Morley, Ober- 
haus XI. 10; Darwin 1. XIL. 10; Oberhaus 28. I. ıl (Referendum); 8. VII. (Lansdowne Bill); 15. V. 11. 
23.V. Ai (Vetobii. — Churchill, Wahlrede im Highbury Athenaeum 23. XI. 10; Lambeth 28. XI. 10; Unter- 
haus 14. V.11(Vetobill. —Redmond, Parteitag der irischen Liga in Dublin, 18. 1. 1911. — LordCurzo n, 
United Club, London, 10. II. 1911; Hull 28. XI. 10; West Ham 1. XII. 10; Oberhaus 17. V. 11. — Lloyd 
George, in St. Panoras Baths’, 24. XI. 10; Edinburg, 27. XI. 10; Ipswich, 2. XIL1 10,7 — Lord Loreburn, 
Oberhaus, 24. XI. 10; 16. V. 11 (Lansdowne Bill). — Lord La nsdowne ‚ Glasgow, 24. XI. 10; Portsmouth, 
0. XI. 10; Cardiff, 5. XII. 10; Oberhaus, 8. V. 11 (Reform des, Oberhauses) 15. V, 11; 22. V. 11; 29. V.11 ( Veto- 
vi) _ Lord Balfour, Oberhaus, 28. III. 11 (Referendum). —LordHaldane, Oberhaus, 22. V. 11 (Lans- 
downe Sin, 29. V. 1 (Vetobill. Aus den Debatten über die Vetobill im Oberhaus am 28, und 29. VI., 
‚13. VIO., im Unterhaus am 24. VIIL., 7. VIII. (Tadelsvotum) und 8, VIII. (Schlussabstimmung) 
und "ioder im Oberhaus am 9. und 10. VIIL it ausser den Reden der Führer die der unabhängigen 
Lords Weardale,Courtney, St. Aldwyn und (im Unterhaus) Hu gh Ceoil. — Recht beachtenswert sind auch 
die Reden der Oberhausmitglieder aus den von Rosebery angeregten Debatten über die Reform des Oberhause: 
in den achtziger Jahren, z. B. die Reden von Lord Pembroke (in Political Letters and Speeohes, London 
196 5 363 fgde.) und von Lord Rosebery selbst (Oberhaus und \Vahlrochtsvorlage, 8. Juli 1884. Sep. 
Druck Edinburg bei A. Elliot; Die Reform des Oberhauses, 19. März 1888, Edinburg, A. Elliot). 
Die englische Verfassungskrisis, die aus der Ablehnung der Schank-Lizenz-Vorlage und d's 
Budgets im Oberhaus entstanden ist und durch die separatistische Bewegung in Irland, Schottland 
und Wales ihre eigene Prägung erfahren hat, gibt überall zur neuen Prüfung, zu wissenschaftlich m 
Durchdenken und praktischem Umwünschen des Zweikammersystems Anlass. In den Veto-Reso- 
lutionen des Kabinetts Campbell-Bannerman und dem Vetogesetz (Parliament Act) des Kabinetts 
Asquith ist eine geschriebene Änderung des ungeschriebenen englischen Zweikammersystems vor- 
geschlagen, die von der Opposition als eine nur -"notdürftig verkleidete Einkammer-Verfassung be- 
zeichnet wird; jedenfalls regelt dieser Parlamentsgesetz-Entwurf das Verhältnis der beiden Häuseı, 
oder besser gesagt, den Machtbereich des Unterhauses als der dominierenden Kammer in einer 
\eise, die bisher keinem geltenden Staatsrecht bekannt war. Zu gleicher Zeit versucht man eine 
Neubildung des Oberhauses, da auch von der konservativen Partei die Unhaltbarkeit einer rein 
erblichen Pairskammer zugegeben und die Verstärkung des Oberhauses durch gewählte Parlaments- 
lords mit zeitlich beschränktem Mandat zugleich mit der Aufgabe des reinen Erblichkeitsrechts 
gefordert wird. (Rosebery-Lansdowne-Resolutionen 1910; Lansdowne’sche Reformvorlage Mai 
1911). Dergestalt ist der Kampf zwischen den beiden grossen Parteien um das Zweikammersystem 
zuletzt auf die Frage hinausgekommen, ob zuerst das beste Oberhaus zu bilden und dann erst der 
Anteil der beiden Parlamentshäuser an der Gesetzgebungsgewalt zu bestimmen sei — dies die Po- 
sition der Unabhängigen und der Konservativen — oder ob umgekehrt zunächst dem Unterhaus 
d’e Vorherrschaft in der Gesetzgebung zu sichern und dann von der Mehrheit des Volkshauses allein 
über die Neubildung der anderen Kammer zu entscheiden sei, eine Neubildung, bei der man dann 
schon darauf Rücksicht nehmen müsste, dass dieser andern, an Stelle des jetzigen Oberhauses tre- 
tenden Kammer nur noch die Aufgabe gesetzestechnischer Nachprüfung und unter Umständen die 
Befugnis eines zweijährigen Aufschubs gegenüber den Beschlüssen des Volkshauses bliebe, aber 
keineswegs mehr ein Recht der endgültigen Ablehnung (dies die Regierungsvorlage, die in dritter 
Lesung im Unterhaus mit 362 gegen 241 Stimmen angenommen worden ist und der unter der 
Drohung eines Pairsschubs auch das Obeıhaus am 10. August 1911 schliesslich mit einer Mehrheit 
von 131 „gegen 114 Stimmen sich gefügt hat). 
Die Erregung einer so uralte Mauern erschütterndenund sprengenden Krisis hat natürlich 
eine ganz ungewöhnliche Fruchtbarkeit politischer Erfindungen und Neuformungen gezeitigt. Das 
Referendum ist aus einem selbst dem gebildeten Engländer fremden Fabelwesen zur festen Pro- 
grammforderung der konservativen Parteileitung geworden nur dadurch, dass das Oberhaus seiner
	        
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