Full text: Handbuch der Politik.Dritter Band. (3)

  
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Adolf Günther, Arbeiter-, Angestellten- und Arbeitgeber-Organisationen. 
gemeinschaft erleichterte, dort erschwerte. Jedenfalls ist der Übergang in England, wo schon 1824 
das Koalitionsverbot fiel, rascher und schmerzloser vor sich gegangen als etwa in Frankreich und 
Deutschland. Die sog. compagnonage in Frankreich stellt sich noch heute als Übergangstyp dar. 
A. Arbeiter. 
Bei uns hat die Bewegung, zufolge eines unverkennbaren Zusammenhangs mit rein politischen 
Bestrebungen, gleichmässig auch von all den Repressivmassnahmen, diedem Umsturz der bestehenden 
Ordnung entgegengesetzt wurden, zu leiden gehabt. DasSozialistengesetz bedeutete auch 
für die Gewerkschaften eine starke Hemmung, förderte damit die dem Deutschen an sich ferner 
liegende Neigung zu geheimen Verbindungen. — Seit Ablauf jenes Gesetzes ist die deutsche Arbeiter- 
bewegung in ungeahntem Masse gewachsen, allerdings zum Teil auf Kosten ihrer Einheitlichkeit 
und Geschlossenheit. Zu den beiden älteren Gruppen, den von liberaler Ideengängen beein- 
flussten Hirsch-Duncker’schenGewerkvereinen unddender sozialdemokrati- 
schen Partei nahe stehenden freienGewerkschaften gesellte sich zunächst diechrist- 
liche Gewerkschaftsrichtung, später die gelbe oder „wirtschaftsfriedliche.“ 
Ausserordentlich heftige Kämpfe haben gerade in den letzten Jahren die deutsche Arbeiter- 
bewegung in ihren Grundfesten erschüttert. Alleın die Auseinandersetzungen zwischen den christ- 
lichen Gewerkschaften und der sogenannten Berliner Richtung, d. h. der auf dem rein katholischen 
Prinzip aufgebauten und nur bedingt gewerkschaftlich gerichteten Organısation ın katholischen 
Arbeiter-Vereinen und diesen angegliederten sogenannten Fachabteilungen, haben eine innere 
Zwaespältigkeit selbst bei immerhin verwandten Richtungen gezeigt, dıe der Geschlossenheit der 
gesamten Bewegung äusserst erschwerend im Wege stehen muss. Gerade bei diesem Kampfe haben 
wır Parallelerscheinungen im Ausland, vor allem in Italien, wo der Papst wıederholt mit grosser 
Enntschiedenheit e ngegriften hat. Die streng katholische Richtung ist dem Gewerkschaftsgedanken 
an sıch und insbesondere seiner praktischen Geltendmachung im Streik nicht günstig gesinnt. 
Auch ım Lager der freien Gewerkschaften hat es gerade in jüngerer Zeit nıcht an sehr schwer- 
wiegenden Meinungsverschiedenheiten über Ziel und Mittel der Bewegung gefehlt: Die sogenannten 
lokalorganisierten Gewerkschaften, die von vornherein der Bildung grosser, interlokaler Zentral- 
verbände widerstrebt haben, hielten grundsätzlich stets an einer „syndikalistischen‘“ Auffassung 
der Gewerkschaftsbewegung fest, die für die ungeheure Ueberzahl der deutschen Arbeiterorgani- 
satıonen nıemals praktisch zu werden schien. Vielmehr konnte sich der Gedanke des Arbeits-Tarif- 
vertrags nahezu ungehindert durchsetzen und Methoden friedlicher Verständigung mit dem Arbeit- 
geber wurden in den führenden Kreisen der Arbeiterschaft eifrig erörtert. Ein gewisser Wandel ist 
hier wohl unverkennbar, wenn er sich auch in der Arbeiterbewegung anderer Länder in viel höherem 
Masse ausprägt und besonders dem englischen, so lange vorbildliche Trade-Unionismus eine diesem 
wesensfremde Umdeutung gibt. Es ist der Gedanke des politischen Generalstreiks, es sind weiter- 
hin stark sozialistisch-kommunistische Gedankengänge, die mit der älteren, mehr bürgerlichen Auf- 
lassung ringen. Frankreich, die Vereinigten Staaten von Amerika, weiterhin wohl fast alle Industrie- 
länder mit entwickelter Arbeiterorganisation werden von dieser Sturm- und Drangperiode gleich- 
mässıg heimgesucht. | 
Etwas ganz neues — wenn man von isolierten Vorläufern absieht — bedeutet weiterhin die 
sogenannte wirtschaftsfriedliche Arbeiterbewegung. Wenn die zahlenmässige Entwickelung, 
dıe hernach vorgeführt wird, massgebend für die innere Berechtigung und die Lebenskraft einer 
Jungen Organisation ist, so haben die ‚Gelben‘ — wie die Bewegung bei ihren Gegnern heisst — 
entschieden einen hinreichenden Beweis geliefert. Fraglich bleibt es dabei freilich, inwieweit wir 
es mit einer organisch aus dem Arbeitermilieu heraus erwachsenen Bewegung, inwieweit wir es mit 
einem künstlichen Produkt zu tun haben, bei dem die Unternehmer als Patrone fungieren. Dass 
gewisse Kreise der Arbeiterschaft der nicht immer klug und glücklich durchgeführten Streiks über- 
drüssig sind, ist immerhin möglich, so könnten die gelben Vereine, ebenso wie auf der anderen Seite 
der Syndikalismus, als Symptom der Abkehr von dem älteren Prinzip des Berufsvereins gelten. 
In diesem Zusammenhang würde auch der Gegensatz, der sich zwischen Führern und Massen geltend 
gemacht hat, zu würdigen sein. 
    
    
  
  
  
  
  
    
  
  
  
   
  
  
 
	        
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