Full text: Handbuch für den exekutiven Polizei- und Kriminalbeamten.Zweiter Band. 1905. (2)

Untersuchungsmethode. — Diebstahl. 337 
Falle das richtige trifft, gleichwohl über diese geschilderten Grundzüge der Unter- 
suchungsmethode, welche in der Hauptsache bei allen Erörterungen dieselben bleiben 
und nur Verschiedenheiten in wenigen Einzelheiten zeigen wird, klar ist. Er wird 
eine größere und schnellere Uebersicht über die vorzunehmenden Erörterungen ge- 
winnen und gleichmäßiger und ruhiger, damit aber auch zugleich sicherer arbeiten. 
11. Diebstahl. 
Die Ueberführung eines leugnenden und die Ermittelung eines unbekannten 
Diebes erfolgen nach der allgemeinen, in Nummer 10 geschilderten Erörterungs- 
methode. Als vereinzelt auftretende Motive kommen noch hinzu Diebstahl aus 
Aberglaube, der Diebstahl des Fetischisten, welcher zu seiner geschlechtlichen Befriedigung 
irgend eines reizvollen Stückes der weiblichen Garderobe bedarf, und der Diebstahl 
des Morphiumsüchtigen, der Morphium entwendet (vergl. Gerichtliche Psychiatrie). 
Als polizeiliche Hilfsmittel kommen hier noch folgende Vorkehrungen 
in Betracht. 
Weil sich ein Gewohnheitsdieb leicht als Spezialist ausbildet, so müssen bei 
größeren Polizeibehörden über die verschiedenen Diebstähle Listen nach der Gleich- 
artigkeit der gestohlenen Gegenstände angelegt und geführt werden; z. B. für Fahr- 
raddiebstähle, Ueberzieherdiebstähle usy. Desgleichen müssen auch, wie dies z. B. 
die Polizeibehörde zu Hamburg tut, Personallisten der Diebe geführt werden, z. B. 
der Automateneinbrecher, Bankdiebe, Baubudeneinbrecher, Ladeneinbrecher, Fahrraddiebe, 
Geldschrankeinbrecher, Taschendiebe, Metalldiebe usw. Endlich bewährt sich für einen 
örtlichen Bezirk auch ein Verzeichnis der Diebstähle nach Stadtteilen und Straßen. 
Durch alle diese Listen wird in großen Städten, wo ja die Haupttätigkeit der Diebe 
liegt, die Ermittelung der Diebe im einzelnen Falle wesentlich erleichtert. 
Ein weiteres Hilfsmittel sind polizeiliche Beobachtungen. Gewohnheits- 
diebe, die aus dem Zuchthause oder Gefängnisse entlassen werden, beginnen oft gleich nach 
ihrer Rückkehr in die Großstadt wieder zu stehlen. Solche Leute werden zweckmäßig 
von ihrer Ankunft an auf dem Bahnhofe beobachtet, wohin sie sich begeben, mit wem 
sie zusammentreffen, wo sie Wohnung nehmen, ob sie arbeiten usw. Durch Polizei- 
vigilanten erfährt der Kriminalbeamte oft von dem Vorhaben eines Diebstahls vor der 
Tat. Nächtliche Rundgänge durch die Stadt und Vorstädte in Zivilkleidung machen 
auf manchen Schmieresteher aufmerksam, der dem „arbeitenden“ Genossen ein Zeichen 
gibt. Beobachtung von Häusern, deren Bewohner, besonders zur allgemeinen Reise- 
zeit, verreist sind, erweist sich ebenfalls als zweckmäßig. An Orten, wo viel 
Publikum zusammenkommt, vor Schaufenstern, auf Bahnhöfen, an Theaterkassen und 
Garderoben kann zweckmäßig auf Taschendiebe gefahndet werden. Auf Bahnhöfen 
werden auch vielfach für einen Augenblick vom Eigentümer oder Kofferträger hin- 
gestellte Koffer im Gedränge geslohlen; auch hier ist Beobachtung förderlich. Treten 
Kollidiebe auf, welche vom Rollwagen die Koffer stehlen, so läßt man durch einen 
eingeweihten Spediteur einen Rollwagen durch diejenigen Straßen, welche die Diebe 
22
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.