Betrug. 353
beschnitten, sodaß die darüber hervorstehenden guten Karten mit der Hand gefühlt
und geschickt verteilt werden können. Kunstausdrücke der Falschspieler sind folgende:
Salatmachen, scheinbares Mischen, während die Karten in ihrer Reihenfolge
bleiben; es kann auch nur ein Teil Karten, zwischen Daumen und Zeigefinger fest-
gehalten, ungemischt bleiben. Porté: das Vertauschen des Spieles gegen ein
präpariertes oder einzelner Karten gegen solche gekennzeichnete. Vom Transportieren
spricht man, wenn eine oder einige Karten vorübergehend aus dem Spiele entfernt
werden, z. B. auf dem Schoß des Falschspielers liegen bleiben und dann von ihm
wieder in das Spiel zurückgegeben werden. Ein sogenannter falscher Coup liegt
z. B. vor, wenn die vom Mitspieler abgehobenen Karten vom Falschspieler wieder
in die alte, ihm bekannte Lage gebracht werden. Manche Falschspieler arbeiten auch
mit Hülfe spiegelnder Metallgegenstände, wie Biergläserdeckel, Teekessel, blinkende
Schnupftabakdosen, oder durch zweckmäßig aufgestellte oder aufgehängte Spiegel.
Die zünftigen Gewerbsspieler haben auch ihre eigene Gaunersprache. Die „Jucker",
d. h. die Spieler, sprechen von „Besen“ als den Karten, von „Zinken“ als den
Zeichen auf denselben, vom „Mollen“ als Betrugsmittel, ihre Helfer nennen sie
„Schlepper“ und ein Spielunternehmen eine „Fahrt“. Eine drohende Entdeckung
wird mit „Lampe"“ und ein ehrliches Spiel als „glatt Massel“ bezeichnet. Der
Falschspieler stammt meistens, nicht immer, aus niederen Gesellschaftssphären und ent-
wickelt sich oft zum Gentlemen. Es gibt in Großstädten verschiedene Kasten von
Spielern. Die feinen Spieler spielen nur in vornehmen Häusern, die zweite
Kategorie in den Kaffees, die niedere in den Kaschemmen (Verbrecherlokalen) oder
sonstigen obskuren Lokalen.
Die Falschspieler haben ihre „Schlepper“, durch welche sie in die vornehmen
Klubs Eingang finden; große Furcht haben sie vor den „Unken“, das sind die,
welche ihnen ihre Triks abgelauscht haben. Als sachverständige Autorität auf dem
Gebiete des Falschspiels gilt bekanntlich der Kriminalkommissar Freiherr von Manteuffel
bei dem Königl. Polizeipräsidium zu Berlin, der schon in vielen großen Spieler=
prozessen, auch außerhalb Berlins, fungiert hat.
Neben dem falschen Spiel gibt es auch noch sogenannte Bauernfängereien,
z. B. das „Kümmelblättchenspiel“ (in Oesterreich „Naschi Waschi“ genannt), bei
welchem drei Karten, ein Bild und zwei Zahlenkarten, verwendet werden, und der
zu täuschende Mitspieler, dem die Karten einzeln schnell gezeigt werden, dann das
Kartenbild erraten muß. Der Bauernfänger täuscht hierbei den anderen beim Vor-
zeigen der Karten durch Geschwindigkeitskünste, so daß das Opfer sich in der Karte
irren muß. Aehnlich wird bei „Meine Tante, deine Tante“ gearbeitet.
Beim Würfelspiel verwendet der Falschspieler Würfel, die auf die verschiedenste
Weise präpariert sein können. Z. B. fehlen gewisse, entweder hohe oder niedere
Augen, während andere doppelt vorkommen. Oder die Würfel sind innen teilweise
hohl und mit Sand oder QOuecksilber ausgefüllt, so daß der Falschspieler den
Schwerpunkt des Würfels nach der Seite verlegen kann, welche die niedrigsten
oder die höchsten Augen hat, und folglich auf diese der Würfel auffällt.
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