Full text: Handbuch für den exekutiven Polizei- und Kriminalbeamten.Zweiter Band. 1905. (2)

Urkundenfälschung und falsche Legitimationspapiere. — Münzsälschung. 359 
Dicke der Münze sind zu prüfen, weil sie bei unechten Münzen gewöhnlich von echten 
Stücken abweichend ausfallen. Vor allem fallen bei Falschstücken die Inschriften, Köpfe 
und Wappen nicht so scharf und gut aus, weil der Falschmünzer sich zu einer 
sorgfältigen Arbeit nicht die Zeit nimmt oder die mangelnde Härte des unechten 
Metalls eine scharfe Prägung oder scharfen Guß nicht zuläßt. 
Münzverfälschungen werden in der Weise verübt, daß der Fälscher nament- 
lich von Goldmünzen Gold abfeilt, abschabt, abdreht oder mit Säuren ablöst oder 
daß er die Münze teilweise aushöhlt und mit anderem Metall füllt. Manchmal 
werden auch Münzen niedrigeren Wertes in solche höheren Wertes umgeändert, z. B. 
Silber= oder Nickelmünzen vergoldet. 
Unechtes Papiergeld wird durch Kupferstich, Lithographie oder Photographie 
hergestellt. Unechtes Papiergeld weicht vom echten im Papier (geripptes Papier des 
Reichspapiergeldes), im Format, das meist kleiner ist als bei echtem Papiergelde, 
in der Zeichnung, der die frischen Farben und gleichmäßigen Buchstaben und Zahlen, 
sowie Eindrücke vom Aufdruck der echten Scheine fehlen, und durch den Mangel 
des Wasserzeichens ab. 
Bei den Erörterungen ist zu berücksichtigen, daß der Münzfälscher, wenn er 
nicht nur vereinzelte Stücke herstellt, meist nicht allein arbeitet, sondern einen oder 
mehrere Gehülfen hat, welche das falsche Geld an den Mann bringen. Zweck der 
Untersuchung muß es sein, sämtlicher Beteiligten habhaft zu werden. Deshalb ist 
nicht immer ein sofortiges Zugreifen gegenüber einer einzelnen verdächtigen Person, 
sondern deren sorgfältige weitere Beobachtung hinsichtlich ihrer Arbeitstätigkeit, ihres 
Verkehrs und Treibens am Platze. Nach diesen Grundsätzen ist besonders zu ver- 
fahren, wenn an einem Orte mehrere Falschstücke auftauchen, bezüglich deren die 
Gleichheit des Materials und der Herstellungsart auf denselben Verfertiger hinweist. 
Wer das falsche Geld ausgibt, hat meist nur ein solches Stück bei sich; der Genosse 
mit dem Vorrat wartet in der Nähe des Ausgabeortes zwecks Abgabe weiterer 
Stücke. Diesen Genossen mitzufangen, ist die Hauptsache; denn von ihm führt die 
Spur zum Falschmünzer selbst. Wer also den Ausgeber sofort nach Ausgabe des 
ersten Stückes festnimmt, läßt sich die Fälscherbande leicht entwischen. 
Um auf die Persönlichkeit des Falschmünzers zu kommen, kann man die 
Register einsehen, welche z. B. das Polizeipräsidium zu Berlin und die Polizei- 
direktion zu Dresden über bestimmte Münzfälscher und deren Gehülfen führen. Oft 
weist auch die Sauberkeit und Sachkundigkeit in der Arbeit auf einen Mann von 
Fach, Lithographen oder Kupferstecher hin. Auch Bekanntmachungen durch die Presse 
fördern manches Verborgene zu tage. 
Bei Haussuchungen ist nach dem erwähnten erforderlichen Werkzeug und 
Material zum prägen, gießen usw., nach vorrätigem falschen Gelde und nach 
dem vielleicht aufbewahrten echten Original zu forschen, dessen mit den Falschstücken 
übereinstimmende Besonderheiten oft den schlagendsten Beweis der Täterschaft 
erbringen können.
	        
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