Full text: Handbuch für den exekutiven Polizei- und Kriminalbeamten.Zweiter Band. 1905. (2)

Anthropometrie. — Daktyloskopie. 381 
sich je nach der großen, mittleren oder kleineren Länge des Kopfes. Jede dieser 
Abteilungen wird in gleicher Weise wieder nach der Kopfbreite dreifach geteilt. Auf 
solche Weise wird eine Dreiteilung immer weiter geführt nach der Länge des Mittel- 
fingers, nach der Fußlänge, der Vorderarmlänge usw. 
Bei der Zentrale des anthropometrischen Erkennungsdienstes, welche sich bei 
dem Königlichen Polizeipräsidium zu Berlin befindet, werden von allen deutschen 
Meßkarten Duplikate nach dem gleichen System aufbewahrt. Die deutsche Zentrale 
sieht weiter auch in Verbindung mit den Zentralen des Auslandes, nämlich mit 
England, Italien, Belgien, Holland, Schweiz, Oesterreich, Dänemark, Rumänien, 
Rußland und den Vereinigten Staaten von Nordamerika. Handelt es sich also 
darum, die Identität einer gemessenen Person festzustellen, so schick man ihre Meß- 
karten an die deutsche Zentrale, von der man erfahren wird, ob und unter welchem 
Namen die Person schon einmal gemessen worden ist. 
20. Daktyloskopie. 
Hierzu eine Tafel mit Abbildungen von Fingerabdrücken. 
Schon lange Zeit ist man bemüht gewesen, im Erkennungsdienste Systeme 
der Klassifikation zu ermitteln und festzulegen. So wurde z. B. von seiten der 
Zahnärzte ein Gypsabguß des Unterkiefers und von Anatomen das Modell, die 
Photographie oder der Abguß des Ohres als Grundlage für ein sicheres System 
empfohlen. Hat nun auch die Praxis gelehrt, daß es fast nicht möglich ist, zwei 
gleiche Ohren oder zwei gleiche Unterkiefer zu finden, so würde doch die Einteilung 
und ihre praktische Durchführung eine so schwierige und gekünstelte sein, daß der 
Laie kaum eine Sicherheit in solchen Systemen erlangen würde. Es hat sich aber 
in neuester Zeit eine andere Identifizierungsmethode geltend gemacht, welche berufen 
scheint, eine allgemeine und wirksame Waffe in dem Kampfe gegen das Verbrechertum 
zu werden. 
Das in Frage kommende Verfahren Daktyloskopie — Fingerabdrucksystem —, 
gründet sich auf die Beachtung der Hautzeichnungen an den Fingern. Bei genauerer 
Betrachtung der Innenseite der Hand bemerkt man, daß dieselbe in ihrer ganzen 
Fläche nach verschiedenen Seiten mit Furchen und Linien durchquert ist und daß 
insbesondere die Fingerspitzen auf der Innenseite mit einem System feiner Linien, den 
sogenannten Papillarlinien, behaftet sind. 
Auf diese Tastlinien baut sich das sogenannte Papillarsystem auf. Die Wahr- 
scheinlichkeit, daß verschiedene Individuen auch einmal gleiche Fingerabdrücke aufweisen 
könnten, kann mit Sicherheit als ausgeschlossen betrachtet werden. Reichtum und 
Unerschöpflichkeit der Natur feiern hier einen schönen Triumph. WMissenschaftliche 
Forschungen haben ergeben, daß die Muster der Papillarlinien durch das ganze Leben 
des Menschen hindurch gleich bleiben. Man wird dasselbe Muster der Linien an 
den Fingern des Greises sehen, welches er als Kind gehabt hat. Nur die Größen-
	        
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