Full text: Handbuch für den exekutiven Polizei- und Kriminalbeamten.Zweiter Band. 1905. (2)

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Formularbuch. 
Glaser ist den Mitgliedern der Kriminal= 
abteilung als arbeitsscheuer Mensch bekannt, der 
bettelt, mit Galanteriewaren oder Postkarten haustert 
und sich viel in verrufenen Kaffeestuben herumtreibt. 
Noch vorige Woche ist er in Gesellschaft des Bretzel= 
trägers Richard Schneider, des Glasarbeiters 
Walter Leppert und des Handarbeiters Franz 
Otto, sämtlich hier Wilsdrufferstraße 16 IV bei Johne 
wohnhaft, deren ebenfalls schlechter Leumund aus den 
beifolgenden Polizei-Akten hervorgeht, gesehen worden. 
Beim Abgehen der bekannten Kaffeestuben wurden 
die drei zuletzt genannten auch in der Kaffeestube 
der verw. Grundig, große Frohngasse 16, hier, 
angetroffen. Auf Befragen nach dem Verbleib Glasers 
wollten sie ihn drei Tage nicht gesehen haben, aber 
zuletzt am nachmittage des 8. November bis gegen 
6 Uhr und auch die vorhergehenden Tage täglich mit 
ihm zusammengewesen sein. Auf die Frage, ob 
Glaser ein Messer besitze, bestätigten sie mir über- 
einstimmend, er besitze zwei Messer; das eine habe 
schwarze Schalen, das andere graue. Insbesondere 
konnten Schneider und Leppert das schwarze Messer 
ganz eingehend beschreiben: es habe zwei Klingen, 
einen Korkzieher und sei ziemlich neu gewesen. Leppert 
zeichnete das schwarze Messer mit Bleistift auf ein 
Stück Papier und traf hierbei, wie die hier bei- 
gefügte Zeichnung ergibt, die Größenverhältnisse 
und geschwungene Form des schwarzen Messers ziemlich 
genau. Leppert erklärte noch auf Befragen nach der 
Ursache seiner so genauen Kenntnis, das Messer habe 
ihm so gut gefallen, er habe in der letzten Zeit 
jeden abend mit Glaser zusammen gegessen — 
außer seit 8. November — und hierbei zum Essen 
das Messer benutzt; er habe das Messer Glasern sogar 
abkaufen, dieser habe es aber nicht verkaufen wollen. 
Nunmehr legte ich den drei Zeugen das am 
Tatorte gefundene Messer mit vier anderen Messern 
mit ebenfalls schwarzer Schale vor und fragte 
zuerst Schneider und Otto, ob Glasers Messer 
darunter sei. Sie bezeichneten mir sofort über- 
einstimmend das am Tatorte gefundene Messer als 
Glasers Messer. Leppert bestätigte dies ebenfalls
	        
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