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Formularbuch.
mit einer unbekannten Frauensperson in den An-
lagen des Gondelhafens herumgetrieben.
Auf der Wache wurde eine gründliche Durch-
suchung Glasers vorgenommen. Die rechte äußere
Jackettasche hat ein Loch im Futter und zwischen
Futter und Stoff bemerkte man einen runden, sich
weich anfühlenden Gegenstand, welcher sich als das
beifolgende, allerdings beim Herausziehen zerdrückte
Schokoladenbonbon ergab.
Die Leibling erklärte, daß die ihr abhanden ge-
kommenen Bonbons von dieser Art gewesen seien,
und der Geschäftsinhaber Meyer teilte mir auf
Befragen noch mit, daß er vor vier Jahren eine
Konfektionsarbeiterin Glaser beschäftigt habe, die einen
unehelichen Sohn im ungefähren Alter Glasers ge-
habt habe, der manchmal von ihr mit in das Geschäft
gebracht worden sei. Glaser ist unehelich geboren,
seine Mutter heißt Selma Louise, ist aber angeblich
voriges Jahr in Berlin verstorben. Die Vornamen
der Arbeiterin Glaser kann Meyer nicht mehr fest-
stellen; es besinnt sich auch sonst niemand vom Ge-
schäftspersonale darauf. Nach den Melderegistern
ist die verstorbene Glaser in den Jahren 1900 und
1901 bei dem Schneider Friedrich Weißbach,
hier, Galeriestraße 27, IV wohnhaft gewesen. Die
Eheleute Weißtbach können sich auf die ver-
storbene Glaser sehr gut besinnen, behaupten mit
Bestimmtheit, daß sie ein Jahr lang bei Simon
Meyer gearbeitet und einen unehelichen Sohn mit
Vornamen Woldemar gehabt habe. Auf Gegenüber-
stellung haben sie den Beschuldigten mit Bestimmtheit
als den Sohn der Glaser, der verschiedene Male
unangemeldet bei ihnen mit gewohnt habe, wieder-
erkannt.
Glaser hat auch nicht in Abrede gestellt, bei
Weißbach mit seiner Mutter gewohnt zu haben. Im
übrigen ist er bei seinem Leugnen verblieben.
Glaser ist wegen schweren Rückfalldiebstahls
festgenommen worden. Die Erörterungen werden
noch fortgesetzt.