Full text: Handbuch für den exekutiven Polizei- und Kriminalbeamten.Zweiter Band. 1905. (2)

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Formularbuch. 
mit einer unbekannten Frauensperson in den An- 
lagen des Gondelhafens herumgetrieben. 
Auf der Wache wurde eine gründliche Durch- 
suchung Glasers vorgenommen. Die rechte äußere 
Jackettasche hat ein Loch im Futter und zwischen 
Futter und Stoff bemerkte man einen runden, sich 
weich anfühlenden Gegenstand, welcher sich als das 
beifolgende, allerdings beim Herausziehen zerdrückte 
Schokoladenbonbon ergab. 
Die Leibling erklärte, daß die ihr abhanden ge- 
kommenen Bonbons von dieser Art gewesen seien, 
und der Geschäftsinhaber Meyer teilte mir auf 
Befragen noch mit, daß er vor vier Jahren eine 
Konfektionsarbeiterin Glaser beschäftigt habe, die einen 
unehelichen Sohn im ungefähren Alter Glasers ge- 
habt habe, der manchmal von ihr mit in das Geschäft 
gebracht worden sei. Glaser ist unehelich geboren, 
seine Mutter heißt Selma Louise, ist aber angeblich 
voriges Jahr in Berlin verstorben. Die Vornamen 
der Arbeiterin Glaser kann Meyer nicht mehr fest- 
stellen; es besinnt sich auch sonst niemand vom Ge- 
schäftspersonale darauf. Nach den Melderegistern 
ist die verstorbene Glaser in den Jahren 1900 und 
1901 bei dem Schneider Friedrich Weißbach, 
hier, Galeriestraße 27, IV wohnhaft gewesen. Die 
Eheleute Weißtbach können sich auf die ver- 
storbene Glaser sehr gut besinnen, behaupten mit 
Bestimmtheit, daß sie ein Jahr lang bei Simon 
Meyer gearbeitet und einen unehelichen Sohn mit 
Vornamen Woldemar gehabt habe. Auf Gegenüber- 
stellung haben sie den Beschuldigten mit Bestimmtheit 
als den Sohn der Glaser, der verschiedene Male 
unangemeldet bei ihnen mit gewohnt habe, wieder- 
erkannt. 
Glaser hat auch nicht in Abrede gestellt, bei 
Weißbach mit seiner Mutter gewohnt zu haben. Im 
übrigen ist er bei seinem Leugnen verblieben. 
Glaser ist wegen schweren Rückfalldiebstahls 
festgenommen worden. Die Erörterungen werden 
noch fortgesetzt.
	        
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