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Formularbuch.
„Drängen“ bezeichnete, herandrängte und mit ihrer
rechten Hand in deren Rockschlitz fuhr und in den-
selben tiefer hinabgriff.
In demselben Augenblick, als kurz hierauf die
Hand der Unbekannten wieder heraufkam und ich in
ihrer Hand bereits ein braunes Portemonnaie sah,
bekam ich plötzlich von der rechten Seite dadurch
einen kräftigen Stoß, durch den ich zurücktaumelte,
daß ein junger Mensch aus dem Arbeiterstande von
einem ebensolchen anderen gepackt und offenbar ge-
schleudert worden war, worauf sich die jungen Leute
unter gegenseitigem Schimpfen packen wollten.
Da ich sofort in diesen beiden, die ich vorher
zwar auch schon bemerkt, aber doch in ziemlicher
Entfernung von der Unbekannten gesehen hatte,
Helfershelfer der Taschendiebin vermutete, ließ ich
den Angriff unbeachtet, rief sofort mit lauter Stimme
unter das versammelte Publikum: „Achtung, Polizei,
Taschendiebin!“ packte die Unbekannte fest am Arme
und wollte ihr das Portemonnaie aus der Hand
nehmen. Sie hatte es zwar bereits fallen lassen,
aber es wurde von mir mit Hilfe des Publikums,
welches mich sofort verstanden hatte, und zwar von dem
Markthelfer Friedrich Cüttner, am See 18, IV
wohnhaft, auf dem Trottoir einige Schritte vom
letzten Standpunkte der Taschendiebin aufgefunden
und mir überreicht.
Die Bestohlene ist die hier Röhrhofsgasse 27, II
wohnhafte Buchhaltersehefrau Katharina Meißner,
welche das Portemonnaie sofort als ihr Eigentum
anerkannte, von der Ausführung des Taschendieb-
stahls aber nichts bemerkt haben will. In dem
Portemonnaie befanden sich 12 Mark, bestehend in
einem 10 Markstück, Silber= und Nickelgeld.
Die Taschendiebin, in welcher dann an Polizei-
stelle die mehrfach, unter andern auch wegen Dieb-
stahls vorbestrafte, zur Zeit arbeitslose
Fabrikarbeiterin Rosa Margarethe Simon,
geboren am 28. März 1876 in Meißen,
festgestellt wurde, bestritt zunächst, das Portemonnaie
aus der Rocktasche der Meißner herausgezogen zu