Full text: Handbuch für den exekutiven Polizei- und Kriminalbeamten.Zweiter Band. 1905. (2)

1. Diebstahl. 51 
den dicht neben dem Jackett der Klüder hängenden 
beiden Jacketts, welche genau wieder an dieselben 
Stellen, wo sie hängen, gehangen wurden, zur etwa 
nötigen Feststellung ihrer Eigentümerinnen. 
Die Direktrice teilte mir weiter auf Befragen 
mit, daß, soviel sie selbst bei Führung der Aufsicht 
beobachtet und die Klüder ihr erklärt habe, von der 
½2 Uhr begonnenen Arbeitszeit bis zur Vesper- 
pause 4 Uhr etwa 7 Arbeiterinnen auf Augenblicke 
den Arbeitssaal verlassen hätten, um vermutlich den 
Abort aufzusuchen; was sie sonst freilich im Vor- 
saal usw. gemacht hätten, könne niemand sagen. 
Ich durchsuchte nun auch eingehend die Kloset- 
räumlichkeiten 2 und 3, konnte aber das Portemonnaie 
nicht finden. Das Kloset 1 und der Verschlag 4 
kwaren verschlossen, zu 1 hatte die Barnum den 
Schlüssel, den Schlüssel zum Verschlag der Hausmann. 
Nunmehr betrat ich mit Genehmigung des 
Mattuscheck den Arbeitssaal, legitimierte mich als 
Polizeibeamter und forderte diejenigen 7 Arbeiterinnen 
auf, sich zu melden, welche in der Zeit von ½2 bis 
4 Uhr den Arbeitssaal verlassen hätten. 
Es meldeten sich nur sechs Arbeiterinnen, 
welche alle auf dem Abort gewesen sein wollten und 
bereit waren, der Barnum und mir die Taschen ihrer 
Kleider zu zeigen, und dies auch taten. Die Barnum 
befühlte die Mädchen auch an ihren Blusen und 
Taillen. Das Portemonnaie wurde nicht gefunden. 
Ich erklärte nun, es sei noch eine siebente Arbeiterin 
zur angegebenen Zeit hinausgegangen, welche sich 
ebenfalls zur Vermeidung von weiteren Durch- 
suchungen melden sollte. Es meldete sich zunächst 
trotz wiederholter Aufforderung niemand. Nach einer 
Weile stand aber die Arbeiterin Pauline Mittag 
auf und erklärte, die der Ausgangstüre zunächst sitzende 
am 17. Mai 1869 geborene 
Selma Marianne Mildner, 
hier, Mönchenstraße 16, IV wohnhaft, 
sei ebenfalls in der erwähnten Zeit draußen ge- 
wesen. Die Mildner bestritt dies, aber die Arbeiterin 
Henriette Dorst und später die Arbeiterinnen 
Fanny Vogel und Anna Auer erklärten
	        
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