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Formularbuch.
Direktorieller Anweisung gemäß wurde die Kfgl.
Polizeidirektion München telegraphisch um die Fest-
nahme Lauckners und Baumbachs ersucht. Erfolgs-
nachricht ist bis jetzt noch nicht eingelaufen. Die
Erörterungen werden hier noch sortgesetzt.
Dresden, den 16. Dezember 1904.
In der Nähmaschinenfabrik von Karl Klein-
mann, hier, Falkenstr. 16, wo Lauckner bis zum
15. August d. J. in Stellung gewesen ist, wurde
in Erfahrung gebracht, daß er wegen Unterschlagung
von 300 Mark, die er sich eigenmächtig aus der
während Kleinmanns Abwesenheit von ihm ver-
walteten Kasse entnommen habe, entlassen worden
ist. Lauckner wurde mir dort als intelligenter, aber
verschlagener, in der Wahl seiner Mittel nicht ver-
legener Mensch geschildert. Die Wegnahme des
Geldes aus der Kasse hat er inhaltlich des bei-
folgenden Schriftstückes eingeräumt. Mit 300 Mk.
hat er außerdem in Vorschuß gestanden. Im Hause
Chemnitzerstraße 103 brachte ich durch den Haus-
besitzer, Klempnermeister Gustav Hempel, in Er-
fahrung, daß Lauckner am 30. September d. J. die
Wohnung für 1. Januar gekündigt und erklärt hat,
er übersiedele zur Verwertung eines Patentes zu
Neujahr nach Belgien. Lauckner ist 250 Mark
Miete schuldig geblieben.
Die Anna Frieda verehel. Lauckner geb.
Landgraf gab auf Befragen an, sie wisse nicht, wo
ihr Mann sei, sie könne auch nicht sagen, ob er das
Modell mitgenommen habe; es sei seit seiner Weg-
reise keinerlei Nachricht von ihm gekommen. Eine
von mir und Kriminalgendarm Ehrlich bei ihr
vorgenommene Durchsuchung nach Schriftstücken war
erfolglos. Wohl aber konnten wir bei dieser Ge-
legenheit feststellen, daß Lauckners Schreibtisch voll-
ständig ausgeräumt und auch kein einziges Legiti-
mationspapier von ihm vorhanden war. Es fehlten
alle schriftlichen Unterlagen an Wirtschafts= und
Kassenbüchern, Rechnungen, aufgehobene Briefe usw.,