Full text: Handbuch für den exekutiven Polizei- und Kriminalbeamten.Zweiter Band. 1905. (2)

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Formularbuch. 
zahlung aus den Händen geben. Suüllberg habe 
eine Weile gezögert, sei dann in die Stube gegangen 
und nach einem Augenblicke mit der Frage zurück- 
gekommen, ob Werner ihm auf 10 M. herausgeben 
könne. Als Werner dies verneint habe, sei er von 
Süllberg ausgefordert worden, die Stiefeletten 
herauszugeben, Süllberg werde das Geld heute noch 
in das Geschäft bringen. Werner habe sich aber 
schleunigst mit den Stiefeletten unter der Antwort 
entfernt, Süllberg möge sich diese im Geschäfte selbst 
holen. Süllberg habe dem Lehrling nachgeschimpft. 
Standler hat nun die Stiefeletten auf seinen 
Ladentisch gestellt und erwartet, daß Süllberg komme. 
In der sechsten Abendstunde sei er wie gewöhnlich in 
der an den Laden grenzenden Werkstätte gewesen, 
als die Klingel an der Ladentüre in Bewegung ge- 
setzt worden sei. Er habe aber gerade einen Nagel 
in eine Sohle eingeschlagen und deshalb nicht sofort 
in den Laden gehen können. Als er dann den 
Laden betreten, sei die Ladentüre gerade von außen 
von einer Mannesperson geschlossen worden, die 
eilig davongelaufen sei. Sofort habe er bemerkt, 
daß Süllbergs Stiefeletten auf der Ladentafel fehlten. 
In der davoneilenden Mannesperson glaube er mit 
Bestimmtheit Süllberg erkannt zu haben. Geld 
habe auf der Ladentafel nicht gelegen, wie er sich 
sofort unter Hinzuziehung seiner Ehefrau Marie 
geb. Auer und des Lehrjungen Werner überzeugt habe. 
Die verehel. Standler und Werner bestätigten 
Standlers Angaben, insbesondere Werner die Dar- 
stellung seines Gesprächs mit Süllberg. 
Süllberg, heute in seiner Wohnung betroffen, 
mußte zugeben, im Besitze der Stiefeletten zu sein, 
da er sie an den Füßen trug. Er gab auch zu, 
sie gestern Abend aus Standlers Laden weggeholt 
zu haben. Da niemand von der Ladenbedienung 
gekommen sei, habe er sich das Schuhwerk, das er 
ganz nötig brauche, weggenommen, ohne es zu be- 
zahlen. Daß ihm Werner ausdrücklich gesagt habe, 
er dürfe die Schuhe nur gegen bare Bezahlung aus 
der Hand geben, räumte er ebenfalls ein. Er hube 
das aber nicht so ernst genommen und vor allem
	        
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