116
Formularbuch.
Ebenso hat aber auch Dr. Weller, der Oberarzt
des Friedrichstädter Krankenhauses, in welchem die
kleine Pauße untergebracht worden ist, mir mit
Bestimmtheit erklärt, das Kind habe keinen Tripper-
ausfluß, sondern einen Ausfluß, wie ihn Mädchen
niederer Stände zufolge Unreinlichkeit der Geschlechts-
teile häufig sich zuzögen. Nähere Auskunft werde
er auf Befragen der Kgl. Staatsanwaltschaft erteilen.
Die im Krankenhause von mir vernommene
Ella Pauße, ein sehr hübsches, wohlgenährtes, für
ihr Alter großes Mädchen, macht einen gutartigen,
aber schwachbegabten Eindruck. Sie kann den Wochen-
tag, an welchem der Birnenmann nach ihrer Mutter
gefragt habe, nicht sagen. Es sei an einem Nach-
mittage gewesen, wo sie keine Schule gehabt habe.
In der 22. Bezirksschule wurde durch Befragung der
Lehrerin Anna Ohnesorge, hier, Wettinerstaße 31,
II, in Erfahrung gebracht, daß die Klasse der Pauße
Montags und Dounerstags nachmittag keine Schule
habe. Die Ohnesorge bezeichnete die Pauße eben-
falls als ein gutartiges, keineswegs lügenhaftes oder
sittlich verdorbenes, aber geistig recht schwaches
Mädchen. Die Witwe Pauße gibt Donnerstag oder
Freitag als den Tag an, an dem ihr ihre Tochter
abends vom Besuche des Birnenmannes erzählt habe.
Hat nun das Kind an diesem Nachmittage wirklich
keine Schule gehabt, was aber nach der unsicheren
Angabe desselben nicht ohne weiteres als feststehend
gelten kann, so käme der Donnerstag in Frage.
Das Kind behauptet, es sei noch hell gewesen, es
habe am Tische am Fenster gesessen und Schul-
arbeiten gemacht. Welche Schularbeit das Kind ge-
macht, kann es nicht angeben. Auch die Lehrerin
Ohnesorge besinnt sich nicht mehr auf die Aufgaben
der vorigen Woche. Der Donnerstag voriger Woche
war, wie ich mich zufällig selbst erinnere, ein heller,
sonniger Tag, weil meine eigenen Kinder an diesem
Tage lange spazieren gegangen sind. Heute, einem
eben solchen hellen Tage, habe ich in der nach Westen
gelegenen Stube der Pauße festgestellt, daß es bis
5 Uhr 17 Minnten in derselben so hell ist, daß
man ein Gesicht erkennen kann.