22
Formularbuch.
dritten Etage desselben Hauses wohnten, in dessen
Parterre der Laden mit dem anstoßenden Lager-
raum sich befindet.
Nach der Blondeck ist seit 1. Mai 1904 als
Verkäuferin die jetzt noch als solche tätige Helene
Rosa Schwenke, hier, Hochstraße 40, III bei
den Eltern wohnhaft, engagiert worden. Die Ulster
habe sich vorgenommen, aufzupassen, ob Simon sich
an dieser vergreifen werde; sie habe aber nichts
wahrgenommen. Dagegen habe Simon sich seit Mai ihr
selbst insofern genähert, als er sich anscheinend bemüht
habe, ihr die nötigen Kenntnisse beizubringen. Er
habe sie auffällig oft — immer in der Mittags-=
stunde, wenn seine Frau oben in der Wohnung das
Mittagsessen vorbereitet und die Schwenke Mittags-
zeit gehabt habe — auf die TLeiter steigen lassen, um
ganz hochstehende Kartons herabzuholen. Dann habe
sich Simon, als wolle oder müsse er die Leiter halten,
direkt unter sie gestellt und sie habe manchmal von
oben gesehen, daß er ihr unter die Röcke gesehen
haben müsse. Sie habe aber nicht gewagt, hiergegen
eklwas zu sagen, wennschon ihr aufgefallen wäre, daß
das Herabnehmen und Wiederhinaufschaffen der
Kartons oft gar keinen rechten Zweck gehabt habe.
Mit der Zeit habe sie Simon beim Herabsteigen
gehalten, ihr wie zufällig ans Kleid und an die
Waden gegriffen. Dann habe er ihr Komplimente
gesagt, ihr die Wangen gestreichelt, sie um die Taille
zu fassen und schließlich sogar zu küssen gesucht.
Sie habe sich ihm immer geschickt entwinden können,
ohne böse zu werden. Ihren Eltern habe sie nichts
sagen wollen, weil diese die Lehrstelle für eine vor-
leilhafte gehalten haben.
Am 3. Juli mittags, als Frau Simon und
die Schwenke wieder nicht dagewesen seien, habe
Simon sie in dem hinter dem Laden gelegenen
Zimmer, wo ebenfalls Waren in Kartons aufgestellt
gewesen wären, beschäftigt. Dieses Zimmer hat ein
Fenster, welches nach dem Hofe hinaus führt und
eine Türe nach der Hausflur, welche, damit kein Un-
berufener eintreten kann, regelmäßig von innen ver-
schlossen wird.