Full text: Handbuch für den exekutiven Polizei- und Kriminalbeamten.Zweiter Band. 1905. (2)

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Formularbuch. 
sie nichts gesagt, weil sie sich geschämt habe und auch 
unschlüssig gewesen sei. 
Abends habe sie aber dann — der Vorfall sei 
nach ihrer Mittagszeit (12 bis 1 Uhr) vor sich 
gegangen — ihrer Mutter alles erzählt. Die Mutter 
habe sich auch ihren Geschlechtsteil angesehen, der 
ebenso wie Hemd und Beinkleid blutig gewesen sei. 
Ihre Regel habe sie stets Mitte des Monats, davon 
könne das Blut nicht herrühren. 
Die Ulster macht einen sehr günstigen und 
glaubwürdigen Eindruck. Der Vater und ihre nach- 
träglich ebenfalls erschienene Mutter Theresia geb. 
Mann bestätigten ihre Darstellung, soweit sie 
Kenntnis haben konnten. 
Der in dem Hinterzimmer seines Ladens auf- 
gesuchte Beschuldigte stellte mit größter Bestimmtheit 
in Abrede, sich in irgend einer Weise an dem Mädchen 
vergriffen zu haben. Er könne nicht begreifen, wie 
die Ulster, die auf ihn eigentlich einen ganz guten 
Eindruck gemacht habe, solches dummes Zeug reden 
könne. Entweder müsse sie nicht ganz richtig sein; 
es gebe ja „solche verrückte Dinger", die während 
der ersten Regeln sich in ihrer Phantasie solche Sachen 
ausheckten, wie jeder Gerichtsarzt wisse. Oder es 
stecke etwas anderes dahinter. Ein Ladeninhaber, der 
Mädchen beschäftige, sei Notzuchtsanzeigen fortgesetzt 
ansgesetzt; meistens habe dann das Mädchen den 
Prinzipal bestohlen und komme ihm mit einer solchen 
Anzeige zuvor. Er lasse sich aber nichts vormachen, 
er werde einmal seine Waren durchsehen, ob etwas 
fehle. Ich sollte nur seine Verkäuferin Schwenke 
fragen, ob er sich auch an dieser vergriffen habe; 
die Schwenke sei ja viel hübscher, es sei auch an 
der strammen Schwenke mehr dran, als an der 
dürren Ulster; wenn er solche Sachen machen wolle, 
hätte er besseren Geschmack. Weshalb habe denn die 
Ulster nie der Schwenke und seiner Frau etwas gesagt? 
Die von mir befragte Schwenke konnte dem 
Simon in keiner Weise nachsagen, daß er sich an 
ihr vergriffen oder daß die Ulster sich bei ihr je über 
ihn beklagt habe. Sie bestätigte mir aber, daß die 
Blondeck ihr erzählt habe, Simon habe ihr wieder-
	        
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