XII. Verbrechen und Vergehen wider die Sittlichkeit. 125
holt unter die Röcke gegriffen und den Busen auf-
geknöpft. Simon bestritt dies und erklärte, die Blondeck
habe ihn bestohlen, er habe sie leider aus Gutmütig-
keit nicht angezeigt, nun drehe sie die Sache herum.
Frau Simon bestätigte, daß sie selbst der Blondeck
zwei Spitzenschals aus der Tasche genommen habe.
Auf der Decke, welche den Divan bedeckt, auf
welchem die Ulster gebraucht worden sein will, be-
merkte ich bei genauem Hinsehen in der Mitte, gerade
dort, wo die Ulster mit ihrem Geschlechtsteil gelegen
haben könnte, zwei graue Flecke, darunter einen ziemlich
großen, die von Samen herrühren könnten. Ich
habe deshalb die Decke mit Beschlag belegt und in
Polizeigewahrsam genommen, weil anzunehmen ist,
daß der chemische Sachverständige feststellen kann,
ob die Flecke von männlichem Samen herrühren.
Desgleichen habe ich das Hemd und das Beinkleid,
welches die Ulster gestern bei der Notzüchtigung an-
gehabt haben will, herbeigezogen.
Direktorieller Anweisung gemäß sind diese drei
Beweisstücke heute an den vereidigten Sachverständigen
Dr. König, Hochstraße 17, zur Untersuchung gegeben
worden.
Frau Ulster hat mir nochmals versichert, es
könne keine Rede davon sein, daß ihre Tochter jetzt
die Regel habe; die Ulster ist bereit, sich sofort vom
Arzte untersuchen zu lassen.
Heute hat Ulster das beifolgende Zeugnis von
Dr. Werner, Breitestraße 19, II, erbracht, nach welchem
seine Tochter gegenwärtig nicht die Regel, wohl aber
ein verletztes Jungfernhäutchen hat.
Durch Umfrage im Hause Friedrich-Wilhelm-
straße 16 wurde als diejenige Person, welche am
3. Juli mittags an die von der Hausflur nach dem
hinteren Ladenzimmer Simons führende Tür geschlagen
hat, das dreizehnjährige Schulmädchen Ella Richter,
daselbst IV. Etage wohnhaft, ermittelt. Diese bestätigte,
daß sie in dem Zimmer einen lauten Schrei von
einer Mädchenstimme gehört und deshalb an die Tür
geschlagen habe; sie habe gedacht, die Fräuleins
„alberten“ im Ladenzimmer. Sofort wendete Simon
ein, die Ella Richter sei ein ganz verlogenes, nieder-