XIII. Verbrechen und Vergehen wider das Leben. 167
Spektakel angefangen, den er — Zeuge Mundig —
dadurch geschlichtet habe, daß er die Heider, die bei
Maurich nicht mehr habe sitzen bleiben wollen, er-
sucht habe, sich gerade in den entgegengesetzten Teil
des Saales zu einer Freundin zu setzen, damit sie
Maurich nicht mehr zu Gesicht bekomme. Maurich
habe sich auch zunächst, nachdem seine Bekannten
Spitzner und Weigel gekommen sind, gar nicht mehr
um die Heider gekümmert. Der Zufall habe es nun
gewollt, daß die Heider, welche sehr hübsch ist, dem
Kulicke und dessen Bekannten, die wohl später ge-
kommen sind und von dem Vorfalle zwischen der
Heider und Maurich nichts gewußt haben, gefallen
habe und von ihm an ihren Tisch herangezogen
worden sei. Die Heider habe offenbar auch diese
Gelegenheit benutzt, um sich an Maurich zu rächen,
und mit Kulicke und dessen Bekannten sehr charmiert.
Hierdurch sei in Maurich jedenfalls die Eifersucht
erwacht. Es sei plötzlich ein Lärm entstanden; wer
von den sieben Männern an den beiden Tischen zuerst
und überhaupt sich an dem Spektakel beteiligt habe,
könne er nicht sagen, da er zuweit davon entfernt
gestanden, ebensowenig, von wem die erste Tätlichkeit
ausgegangen sei. Plötzlich hätten die beiden Parteien
auf einander losgeschlagen, zuerst mit den Fäusten;
ehe er noch Zeit gehabt habe, sie mit Hilfe des
herbeigerufenen Wirtes zu trennen, hätten einzelne
der Streitenden Messer gezogen und gestochen. So-
viel er gehört habe, habe Weigel zuerst mit dem
Messer nach Kulicke gestochen.
Kulicke lag bei unserm Eintritt auf drei Stühlen
und blutete im Gesicht, wo er im linken Backen
eine klaffende Stichwunde in der Nähe des Mund-
winkels hatte. Der bereits herbeigerufene, nach uns
eintreffende Arzt Dr. med. Kiel, Reeperbahn 1, I
wohnhaft, konstatierte aber, daß Kulicke noch zwei
weitere Stichwunden habe und zwar auf der linken
Seite in der Herzgegend und im Rücken. Dr. Kiel
ordnete sofort die Unterbringung des Kulicke, dessen
Zustand er als gefährlich bezeichnete, in ein Kranken-
haus an. Kulicke war halb ohnmächtig, er konnte
von uns nicht befragt werden.