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Generale Holk und Gallas in demselben gewütet hatten, lockerte sich das
Gefüge und brach nach wenigen Jahren in dem Separatfrieden zu Prag,
den Ferdinand und Johann Georg miteinander schlossen und durch welchen
die Lausitzen definitiv an Sachsen kamen, am 30. Mai 1635 ganz zu—
sammen.)
Die zu empörten aber auch empörenden Feinden gewordenen bisherigen
Freunde brachten namenloses Elend über Sachsen. Es braucht nur an die
Namen der schwedischen Generale Banner und Torstenson, wie an den
entsetzlichen Begriff „Schwedentrunk“ erinnert zu werden. Obwohl nun
und zwar leider mit Recht, viele Handlungsweisen Johann Georgs teils
aus einer Schwäche erklärt werden, die darin ihren Urgrund hat, daß er
dem Kaiser allzu sehr ergeben war und zu blindlings gegen dessen Gegner
eingenommen, sowie weiter aus einem ziemlich hohen Grade von Mißgunst
gegen Schwedenkönig und Schwedenkanzler (Oxenstierna), die sich auf
einen Platz aufgeschwungen hatten, von dem er fühlte, daß er denselben
eigentlich hätte einnehmen sollen — muß dem Kurfürsten wenigstens das
gelassen werden, daß er den Frieden, mit demselben aber auch die Ent-
fernung der Fremden aus Deutschland herbeisehnte und zu beiden End-
zwecken ernstliche Anstalten traf. Er scheint sich eine Verbrüderung der
Habsburger und der albertinischen Wettiner zum Zwecke der gemeinsamen
Oberherrschaft über Deutschland im Sinne eines redlichen aber hochstrebenden
deutschen Reichsfürsten geträumt zu haben, der gleichzeitig politischen Frieden
und religiöse Ruhe als eine Wohltat der Völker vor Augen hat.“)
73) Dr. Paul Hassel in einem Aufsatz im Neuen Archiv für sächsische Geschichte sagt
über die Politik Johann Georgs I.: „Jeder, der den inneren Zusammenhang der religiösen
und politischen Motive des großen Kampfes der dreißig Jahre ins Auge faßt, wird sich zu
der Ansicht hinneigen müssen, daß vornehmlich in der ersten Epoche des Krieges bis zum
Prager Frieden vom 30. Mai 1635 der Gang der Ereignisse mehr als einmal günstige
Aussichten für die Erhöhung der Macht des Hauses Wettin eröffnete.
Allerdings hätte es dazu eines starken und entschlossenen Willens bei dem Landes-
herrn, der Lossagung von der seit Kurfürst August hergebrachten Unterordnung unter die
Interessen Österreichs und des Bruches mit den ebenso alten überlieferungen altlutherisch-
konfessioneller Einseitigkeit bedurft.“ — „Später, als nach der Schlacht bei Nördlingen die
katholische Reaktion noch einmal siegreich ihr Haupt erhob, hat dann sein Ausscheiden aus
dem Bündnis mit Schweden vornehmlich dazu beigetragen, daß das Hauptgewicht in den
Entscheidungen des Krieges den auswärtigen Mächten anheimfiel.“
7!) Der Bruch mit Schweden hat viel Unheil über Sachsen heraufbeschworen. Aber
die unmenschlichen Grausamkeiten und barbarischen Bedrückungen, welche die „Retter des
Protestantismus“ allem Christentum zum Hohne ausübten, lassen sich durch nichts ent-
schuldigen. Der Befehl Torstensons an den schwedischen Kommandanten von Leipzig,
General Alex Lilie, auf eine Entfernung von etwa 10 Meilen rings um Dresden herum,
zu beiden Seiten der Elbe alles niederzubrennen, was an Ortschaften, Häusern und sonstigen
Anlagen überhaupt vorhanden sei, so daß diese Landstrecke eine absolute Wüste werde, be-
zeichnet auch seinerseits zur Genüge das System langsamer, aber tödlicher Vernichtung,
welches die Schweden betrieben. Um diesem Außersten zu entgehen, entschloß sich Johann
Georg zur Eingehung des Wasffenstillstandes zu Kötzschenbrova am 27. August 1645.
Glücklicherweise brachte dieses Abkommen, welches später durch den Vertrag zu Eilenburg