Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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dieser neugeschaffenen Armee berief der Kurfürst als besonders tüchtig und 
kriegserfahren den Freiherrn von der Goltz aus dänischen Diensten, indem 
er ihn zum Generalfeldmarschall ernannte. Unter demselben kommandierten 
der Feldmarschallleutnant von Flemming, sowie die Generalwachtmeister 
Herzog Christian zu Sachsen, Graf Reuß und Graf Trautmannsdorf. Die 
Artillerie befehligte der Oberst von Klengel. 
Johann Georg des dritten Monogramm, das mit einer großen ara— 
bischen 3 verschlungene J. G., welches die Fahnenspitzen der Truppen zierte, 
war auch über den gigantischen Portalen der aus festen Sandsteinquadern 
gefügten weitberühmten Militärgebäuden ausgehauen, welche trotz ihrer voll- 
ständig ungebrochenen Stärke vor einigen Jahren den „Bedürfnissen der 
modernen Zeit“ und dem aus jenen hervorgehenden, alles nivellierenden 
Verkehre haben weichen müssen. Dieser kriegslustige und kriegserfahrene 
Fürst ließ seine Regimenter, deren Tüchtigkeit allenthalben anerkannt war, 
auch für den Dogen von Venedig kämpfen, und war der Erste, der sich mit 
seiner Armee den Franzosen entgegen warf, als dieselben 1688 sengend und 
brennend in Deutschland einfielen. Drei Mal zog Johann Georg das 
Schwert gegen die herzlosen Generale und wilden Horden des treulosen 
Königs Ludwig XIV. Im Jahre 1691 übernahm er den Oberbefehl der 
Reichsarmee am Rhein, und erlag einer auf dem Kriegsschauplatze wütenden 
Epidemie in Tübingen am 12. September 1691. Nicht unvergessen darf 
das eifrige Bestreben dieses spartanischen Soldatenfürsten bleiben, den von 
seinem Vater leider so sehr begünstigten Hang zu französischer Uppigkeit 
und frivoler Genußsucht, der bei Hofe und in weiten Kreisen Fuß gefaßt 
hatte, auszurotten. Von den übrigen nicht militärischen Angelegenheiten, 
die unter Johann Georg III. geregelt worden sind, ist unter anderem die 
Konvention von Zinna zu erwähnen, nach welcher die Mark feinen Silbers 
in 12 Talern oder 18 Gulden ausgeprägt wurde. Diesen Münzfuß, welcher 
allgemein als gut und zweckmäßig anerkannt wurde, nahm später das ganze 
Reich an. Nicht nur für Sachsen, sondern für ganz Deutschland ist der 
sächsische Mars, den man auch „des Reiches Säule“ nannte, zu zeitig 
gestorben. Er hinterließ zwei Söhne, von denen der im Jahre 1668 ge- 
borene ältere, als Kurfürst Johann Georg IV. (1691—1694) sein un- 
mittelbarer Nachfolger wurde. 
Sogleich nach seiner Geburt war derselbe von König Friedrich III. 
von Dänemark (seinem Großvater mütterlicherseits) zum Kronerben von 
Dänemark und Norwegen erklärt worden und erhielt auch die kaiserliche 
Erlaubnis, diesen Titel führen zu dürfen. Doch ist es bei diesem Titel 
geblieben. Durch den Feldmarschall von Schöning, der aus kurbranden- 
burgische in kursächsische Dienste übergetreten war, ließ sich der unerfahrene, 
erst im 23. Lebensjahre stehende Kurfürst überreden, dem nach der Kurwürde 
strebenden Herzog Ernst August von Hannover dem Kaiser gegenüber — 
wie man im Volksmunde sagt — die Kastanien aus dem Feuer zu holen, 
und noch dazu, ohne nur den geringsten Vorteil dabei zu haben. Im
	        
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