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Den Hut anlangend, so kam derselbe aus verschiedenen Gründen zu
immer größeren Ehren. Von seiner Hiebsicherheit abgesehen, welche eine
außerordentlich wertvolle Empfehlung auf den Lebensweg bildete, den jene
Kopfbedeckung damals antrat, und der dieselbe — mit Modifikationen und
in kleiner Gestaltung — bis auf das Haupt des großen Korsen gebracht
hat, sprach auch der Umstand für die allgemeine Verbreitung des weichen
Hutes, daß seine Haltbarkeit eine fast unbegrenzte war. Außerdem bildete,
in beliebige Formen gedrückt, der große Hut mit der wallenden Feder,
welche als schöner Abschluß zu ihm gehörte, eine vortreffliche Umrahmung
kriegerischer Gesichter. Zu dieser obereren trat als untere Einrahmung von
Hals und Gesicht der Spitzenkragen hinzu. Derselbe hatte die störende
Krause ersetzt, als es galt, nicht in abgemessener Grandezza oder steifer
Würde friedlich sich zu bewegen, sondern im Felde Taten auszuführen, bei
denen nicht der Arm allein, sondern auch freier Kopf und beweglicher Hals
von nöten sind. Entlehnt ist der Spitzenkragen der Männer dem Goller
(nicht Koller) der Frauenwelt, welcher deren zarte Haut von Hals und
Brust bei der seinerzeit üblichen außerordentlich tiefen Dekolletierung vor den
bräunenden Sonnenstrahlen zu schützen bestimmt gewesen war. Die über—
wundene Krause lebte übrigens, wohlgedollt und in saubere Falten gelegt
und über eine Art Mühlrad gezogen, bei Ratsherren und Geistlichen noch
lange fort; der inneren Würdigkeit oft weit weniger als der äußerlichen
steifen Würde einen Unterschlupf gewährend. Der glatte, einfach umgelegte
Wäsche-Kragen aber, der auch den Vorteil hatte, schnell und mühelos ge—
reinigt werden zu können, gewann derartig an Beliebtheit, daß auch der
gemeine Mann, dem die zartgemusterten Spitzen der Obersten und Generale
zu teuer waren, ihn annahm, aber glatt und ohne Stickerei oder Spitzen.
Die Wallonischen Reiter brachten dieses — in verkleinerter Form noch
heutigen Tages sehr beliebte — Wäschestück zuerst auf; weshalb es damals,
und auch später noch, den Namen „Wallonischer Kragen“ führte. Was
nun die Beinbekleidung betrifft, so hatte dieselbe ja schon seit lange mit
derjenigen Art gebrochen, welche von den Fußzehen bis über die Hüften ein
einziges ganzes Stück nach Strumpfsystem bildete. Sowohl die deutsche wie
die hispanische „Hose“ war in Teile gegliedert; Strumpf und Beinkleid
hatten sich zu zwei verschiedenen Begriffen herausgebildet. Zu den Strümpfen
aber gehörten Schuhe; und mit zarten Schuhen, auf denen sogar oft Schleifen
oder Rosetten thronten, waren die Mannspersonen aller Stände ins neue
Säkulum eingetreten. Aus dem wachsenden Bedürfnisse nach Festigkeit und
Haltbarkeit des Schuhwerkes bei den langen Märschen durch Waldgestrüpp
und Sumpfniederungen erstand indessen diesem Bekleidungssysteme sehr bald ein
arger Feind — die Zweckmäßigkeit. Wie mit einem Zauberschlage änderte sich
daher das Bild, als die Werbetrommel aufs neue wieder, diesmal zu ganz
besonders hartem langen Strauße rufend, durch die Lande tönte, und Scharen
auf Scharen dem „rasselnden Kalbfelle“ folgten, hier für Tilly, dort für
Mansfeld eintretend, da für die Schweden, dort für Wallenstein. In