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degen über, den die nachfolgenden Gestalten nebst Hellebarde und Partisane
führen. Letztere dient hauptsächlich als Paradewaffe, und man sieht sie
schon mit Quasten verziert, einen Anklang an die „Bummel.z)
Den Defensionern ähnlich, die sich insbesondere bei der Belagerung von
Freiberg rühmlichst ausgezeichnet haben und in ihren grauen Röcken mit
roten Kragen, ähnlich wie die in der schwarz-gelben Hoffarbe auftretenden
Ritterpferde, bereits eine Art Uniform besaßen, stellt sich der rechterhand
schreitende Herr durch das am Hutbande in Medaillonform angebrachte
Schachbrettwappen als einer von Zehmen dar, während der rot-weiß-schwarze
Schild der von Gersdorff am Wams des links Gehenden zu sehen ist.
(Conradus de Cemin ist 1219 Vasall des Landgrafen von Thüringen.
Die von Gersdorff saßen schon 1260 auf Baruth. In der Schlacht bei
Pavia (1525) fielen 27 Söhne dieses Geschlechtes und trotzdem ritten zwei
Jahre später die von Gersdorff mit 200 Sprossen ihres Stammes und über
500 Pferden zum Geschlechtstage in Zittau ein.)
An den Füßen der nun folgenden fürstlichen Reiter gewahrt man die
Wandlung der bisher schlapp und faltig gewesenen Stulpen, zu denen der
großen steifen Kanonenstiefel, bei denen nun auch der Spitzeneinsatz in Weg-
fall kommt. Daß Kurfürst Johann Georg III. anstatt mit dem breiten
Filzhut — dem trotz seiner bewährten kriegerischen Eigenschaft einer vor-
züglichen Art Schutzwaffe eine gewisse Weichheit nicht abgesprochen werden
kann — mit dem zu gleicher Zeit üblichen Stahlhelme dargestellt ist, ent-
spricht seinem Beinamen „Mars“ in glücklicher Weise. Windet sich doch ein
besonderer Nimbus der Ritterlichkeit um den eisernen Hauptschutz der Bellona
und nennen sich noch jetzt die Kürassiere so gern direkte Nachkommen der
alten stahlgepanzerten Ritter.
Unmittelbar über dem linken Stiefel des fürstlichen Reitersmannes
hängt eine Menge kleines Geklimper, Gegenstände aus Elfenbein oder
edelem Metall, aber ohne greifbaren Nutzen, welche damals trotz des Ernstes
der Zeiten außerordentlich beliebt waren. Sie ähneln den sogenannten
Berlockes, die heutzutage in Gestalt von Petschaften, Tierfiguren, Bleistiften
und dergleichen an die Uhrketten gehangen werden. Man nannte diese
meist sehr zierlichen kleinen Schmuckgegenstände, französisch faveurs oder
lateinisch favores — meist Gunstbezeugungen von Damen und Erinnerungen
an galante Abenteuer, von der betreffenden Heldin selbst geschenkt. Sie
wurden aber auch von Maulhelden angeschafft, um mit ihnen zu prahlen
— ähnlich wie es diejenigen tun, die mit Schweinshauern und Hirschhaken
renommieren, ohne je ein Tier in der Nähe gesehen zu haben, dem sie die
Zähne hätten ausbrechen können. Eine so unbedeutende Erscheinung an sich
aber auch jene Herzen von Rubin und Finger von Korallen, jene silbernen
50) „Schüttelt die Bummel!“ war späterhin das für die Partisanenträger bestimmte
Kommando zur Ehrenerweisung vor Offizieren. „Schüttelt die Bummel noch einmal!“ vor
der Generalität.