Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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An Friedrich Augusts von Sachsen Stelle ward Stanislaus Leszczynski 
Woiwode von Posen, ein bei Karl XII. in besonderer Gunst stehender 
polnischer Edelmann, zum Könige von Polen proklamiert. Ganz abgesehen 
von den ethischen und materiellen Opfern des Krieges überhaupt, welche die 
sächsischen Landeskinder ihrem eitlen Kurfürsten, dem sie in Treue zugetan 
waren, auch als König von Polen an Gut und Blut dargebracht hatten, 
kostete der schwedische Einfall dem Lande Sachsen allein über 25 Millionen 
Taler, dem Kurfürsten selbst aber arge Demütigungen. Dennoch schwang 
sich Friedrich August drei Jahre später zum zweiten Male auf den Thron 
Polens, nachdem er, der aus den Lehren der Geschichte nichts gelernt hatte, 
sehr bald nach Altranstädt sich in neue weitausschauende Unternehmungen 
eingelassen hatte und verwickelt sah. Im Jahre 1708 schickte er ein Truppen- 
korps von annähernd 10000 Mann unter Graf Schulenburg zum Kaiser 
in die Niederlande. Ja, seine Lust an Krieg und Abenteuern, wie auch 
wohl der Wunsch, von dem großen Heerführer Eugen von Savoyen zu 
lernen, trieben Friedrich August dazu, als Volontair im Hauptquartiere des 
letztgenannten Feldherrn, einem Teil des spanischen Erbfolgekrieges bei- 
zuwohnen. Mit dem sächsischen Kurfürsten gleichzeitig nahm auch dessen 
von der schönen Gräfin Aurora Königsmark erhaltener Sohn Moritz (damals 
als zwölfjähriger Knabe, der den Vater in hellem Tatendurste gefolgt war) 
an der Belagerung und Eroberung des von den Franzosen tapfer verteidigten 
Lille teil. So hatte der nachherige maréchal de Saxe seine ersten 
Sporen sich im Kampfe gegen eine Macht verdient, deren Marschallstab er 
späterhin so siegreich führen sollte. Der eben erwähnte „Abstecher“ Augusts 
des Starken ins österreichische Lager hat aber um deswillen ein gewisses 
weitgehenderes historisches Interesse, als durch denselben sozusagen die Brücke 
zwischen den beiden großen Kriegen jener Zeit, zwischen dem Osten und 
Westen Europas geschlagen worden ist. 
Karl XII. war im Dezember 1718 vor Frederikshald gefallen und seine 
Nachfolgerin Ulrike Eleonore trennte Schwedens Feinde dadurch unter- 
einander, daß sie den Krieg mit Rußland fortsetzte, mit den übrigen Mächten 
den Rat gab, den günstigen Augenblick nicht unbenützt vorübergehen zu lassen, der den 
gefürchteten Feind ihm ohne Schwertstreich ausgeliefert haben würde, blieb August doch 
Herr seines Edelmutes und seiner Ritterlichkeit. Wie viele Beispiele gibt dem gegenüber 
die Weltgeschichte, daß mitten im Frieden Gelegenheiten benutzt werden, sich mißliebiger 
oder gefürchteter Persönlichkeiten heimtückisch zu entledigen. Karls Vertrauen wurde nicht 
getäuscht, er blieb unangetastet. Es war eben ein jeder ein Ritter, wenn auch ein jeder 
nach seiner Art. Denn während z. B. Augusts Staatsrobe von Gold und Brillanten 
strotzte und jeder Einzelne der Herren seiner weltberühmten Chevaliergarde — die an Pracht 
alles übertraf — in Kleidung und Waffen, Dienerschaft und Pferden, deren ein jeder 
mindestens acht besaß, ein stattliches Vermögen liegen hatte, trug Karl einen Rock von 
grobem blauen Tuche mit kupfernen Knöpfen, wie die Bauern aus Dalekarlien, und die 
Einfachheit seiner Getreuen, vornehm wie gering, entsprach der Anspruchlosigkeit seines 
Heeres und seines Volkes. Freilich war schließlich auch diesen Spartanern der lange Auf- 
enthalt im französierten Sachsen teilweise zum Capua geworden. 
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