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Geschmack den Kunstsinn hob, die Kunstindustrie förderte, die Kunst—
sammlungen vergrößerte und durch Errichtung reizvoller Bauwerke den Ruf
Dresdens, als einer der schönsten Städte im weitesten Ausland begründete.
Der Zwinger und Notre Dame de Dresde — die Frauenkirche sind
schon erwähnt worden, aber auch das japanische Palais, das Palais Kosel
und so manche andere schöne Schöpfungen würden den sächsischen Kurfürsten
berechtigt haben, den Ausspruch seines römischen Namensvetters Augustus
in sinngemäßer Weise zu dem seinigen zu machen: „Von Ziegelsteinen habe
ich die Stadt überkommen, von Marmor hinterlassen."
Die Erfindung des Porzellans durch den aus Schleiz gebürtigen
Apotheker und Adepten Johann Friedrich Böttger kam nach allen Richtungen
hin außerordentlich gelegen. Welche Fülle reizvoller Formen kann aus der
spröden Masse geschafsen werden, die das Leben kunstsinniger Reicher ver-
schönern helfen. Jene Erfindung ward aber auch nach der rein materiellen
Seite ein Segen für Sachsen, dessen gerade damals arg in Anspruch ge-
nommene Finanzen nicht unwesentlich durch die Verwertung desselben ge-
hoben worden sind. Böttger hatte dem Kurfürsten versprochen Gold machen
zu lernen und zu lehren und war infolgedessen unter die Aufsicht des von
gleichem Streben beseelten oberlausitzischen Grafen von Tschirnhausen ge-
stellt worden, welchem als Frucht seiner Bemühungen — auf Glasschleiferei
übergegangen — bereits die Herstellung wesentlich verbesserter Brennspiegel
gelungen war. Ein solcher von 2 m Durchmesser, 1,30 m Brennweite und
80 kg Gewicht aus poliertem Kupfer hat insbesondere dazu beigetragen, den
Namen dieses aristokratischen Adepten, Philosophen und Mathematikers der
Nachwelt aufzubewahren. In Verein mit Tschirnhausen nun erfand Böttger
das aus den Tonerden von Meißen und Aue bereitete Porzellan, dessen
Weltruf bekannt ist und ward 1710 zum Direktor der in Meißen ein-
gerichteten Porzellanfabrik ernannt. Den Weltruf, den sich die Meißner
Porzellanmanufaktur von Anbeginn an erworben hat, hält dieselbe noch heute
aufrecht, trotz vielsach veränderter Geschmacksrichtung der kaufenden Kreise,
und einer geradezu ungeheuren Konkurrenz erfolgreich die Stirne bietend.
Indem er mit seiner eigenen Hand die Augen bedeckte, die er niemals
wieder öffnen sollte, starb Friedrich August l. zu Warschau am 4. Februar 1733.
Sein Leichnam ward zu Krakau feierlichst beigesetzt, während — seiner An-
ordnung gemäß — sein in einer silbernen Kapsel verwahrtes Herz nach
Dresden überführt wurde, wo es in der Fürstengruft der von seinem Nach-
folger erbauten katholischen Hofkirche seinen Platz gefunden hat. Eine
Fürstlichkeit gehörte nun der Geschichte an, von der, bei allem Vorwiegen
des persönlichen Elementes, das er vom „Sonnenkönig“ gelernt hatte, nie-
mand wird leugnen können, daß sie eine groß angelegte Natur war. Nach
außen hatte dieser wettinische Träger des polnischen Adlers eine nicht nur
europäische, sondern universale Stellung eingenommen; wenn es auch freilich
zu wünschen gewesen wäre, daß er, um des guten Beispieles wegen, welches
von oben herab gegeben werden soll, ein besserer pater patriae und