Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

— 186 — 
und Justitien-Rat Albert von Langenn, ein strenggläubiger und daher 
ebenfalls paritätisch gesinnter Evangelischer, der auch als gelehrter Historiker 
einen großen Ruf hatte. Die erhabenen Gedanken, welche seinerzeit Prinz 
Johann in der von ihm aufgestellten Anweisung über Prinzen-Erziehung 
niedergelegt hat, bilden ein leuchtendes Ehrenblatt in den Annalen nicht 
nur unseres sächsischen Königshauses, sondern aller fürstlichen Familien 
überhaupt. Sie sind es wohl wert, in ihren markantesten Zügen aller Welt 
bekannt zu sein. Denn abgesehen davon, daß durch dieselben ein ganz be— 
sonders warmer Strahl milden Lichtes auf die Lebensanschauungen unserer 
Herrschaften und auf deren Beurteilung menschlicher Verhältnisse geworfen 
wird, kann jeder einzelne Mensch, wer und was er auch sein sollte, Lehren 
daraus schöpfen. So besagt, nachdem von Gehorsam und anderen wichtigen 
Begriffen geredet worden ist, ein Stelle jener Instruktion folgendes: Bei 
schicklicher Gelegenheit ist mein Sohn darauf hinzuweisen, daß die ihm 
verliehene Stellung ein Geschenk Gottes sei, und dies ihn um so mehr ver— 
binde, durch Erwerbung der nötigen Tüchtigkeit und durch treue, keine 
Opfer scheuende Pflichterfüllung sich desselben würdig zu machen. Regungen 
des Stolzes ist auf diese Weise und wenn nötig durch Darstellung der 
Torheit desselben entgegenzuwirken. In reiferen Jahren ist jedoch mein 
Sohn auch darauf aufmerksam zu machen, daß es eines Fürsten Pflicht 
ist, die ihm von Gott gegebene Stellung zu behaupten. Echte Religiosität, 
unter steter Wahrung der Parität unter den christlichen Bekenntnissen, 
sowie Achtung vor allen Ständen dem fürstlichen Kinde beizubringen wird 
als ebenso notwendig wie selbstverständlich hingestellt. 
Den Absichten des treuen Vaters ist der treue Lehrer allenthalben 
nachgekommen, und wie segensreich der Einfluß dieser Erziehung für alle 
Zeiten gewesen ist, das beweisen Leben und Regierung von König Johanns 
Söhnen. 
Tief und herzlich betrauert, ebenso herzlich wie er geliebt und verehrt 
worden war, starb der teure Monarch am 29. Oktober 1873 in seinem 
Schlosse zu Pillnitz. Auf seine hehre Gestalt als Fürst und als Weiser, 
deren Vorbildlichkeit noch in den fernsten Generationen ihren Segen fühlen 
lassen wird; auf ihn ganz besonders kann der Ausspruch in den Predigten 
Salomonis (10, 17) Anwendung finden: „Wohl dem Lande, des König 
edel ist." Majestätisch glitt das Schiff auf dem vom Monde geheimnisvoll 
beschienenen Elbstrome hin, welches die hohe Leiche des verewigten Sachsen- 
königs barg, dieselbe von Pillnitz nach Dresden führend. Von pietätvollem 
Verständnis für die Bedeutung des historischen Augenblickes zeugte die 
Wahl des Fahrzeuges — „Saxonia“. In schweren Falten schleppte in 
den ruhigen Fluten der Behang von tiefschwarzem Tuche, mit welchem, 
entsprechend der über ganz Sachsen lagernden schmerzlichen Trauer, jenes 
Dampfschiff ausgeschlagen war. In den milden Schein des bleichen Nacht- 
gestirns mischten sich die rötlichen Streiflichter der von Leibpagen gehaltenen 
Fackeln. Und das dumpfe Geläute der Glocken war so recht geeignet, der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.