Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

— 190 — 
gepaart mit dem diesem Fürsten eigenen hohen nationalen Sinn, machten 
diesen anderen „Albrecht den Beherzten“ wenige Jahre später zu einem der 
tätigsten Mitbegründer des neuen Deutschen Reiches, zu einem der schwert— 
gewaltigsten Paladine Wilhelms I. Die aufrichtige Dankbarkeit, welche 
(ganz abgesehen von der beide hohe Herren verbindenden persönlichen 
Jugendfreundschaft) Osterreichs vielgeprüfter Kaiser für Sachsens König in 
Erinnerung an das in treuer Brust trug, was ihm von dieser Seite aus 
geleistet worden, hat unzweifelhaft als starkes Bindeglied viel dazu bei- 
getragen, die Errichtung jenes politischen Meisterwerkes zu ermöglichen, als 
welches sich das vom Fürsten Bismarck eingeleitete deutsch-österreichische 
Bündnis von 1879 darstellt. Durch dasselbe ist das urdeutsche Land 
Osterreich (welches freilich im Laufe der Zeiten wegen der Zugehörigkeit 
so verschieden gearteter, ja gegensätzlicher Völker, welche das Übergewicht an- 
streben und nachgerade erhalten zu haben scheinen, diesen Charakter vielfach 
eingebüßt hat) dem übrigen Deutschen Reiche wenigstens so nahe gerückt, 
wie die Verhältnisse es gestatten. Damals freilich, 1866, als noch ein in 
der Natur der Sachlage begründeter Zwiespalt zwischen Nord= und Süd- 
deutschland, zwischen Preußen und auch Sachsen bestand — damals lag 
alles das noch in der Zeiten Schoße. Aber schon damals saß der Ruhmes- 
kranz fest auf dem Haupte des erlauchten Wettiners. 
Als einer der unantastbarsten und bedeutungsvollsten Beweise berech- 
tigter und unverdächtiger Anerkennung der Leistungen einer Armee darf es 
wohl gelten, wenn das Lob aus dem Munde des Gegners ertönt. Eines 
in seiner lapidaren Einfachheit ergreifenden Zeugnisses anerkennender Be- 
wunderung sowohl der Leitung des Heeres als der Tüchtigkeit aller einzelnen 
Teile desselben, und zwar seitens eines feindlichen Generals von der Be- 
deutung eines Herwarth von Bittenfeld kann sich die sächsische Armee 
wegen ihres Verhaltens bei Königgrätz erfreuen. Bei kritischer Betrachtung 
und in gerechter Würdigung des von Kaltblütigkeit, Bravour und Dis- 
ziplin zeugenden Rückzuges des geschlagenen sächsischen Gegners versammelte 
stabsoffizieren, von Fabrice, Funke und Schubert, sowie Generalleutnant von Schimpff als 
solche erkannt. Auf erneutes Ansuchen ward es ihm wenigstens gestattet, das Einrücken 
in diese Siellung zu unterlassen, worauf die Sachsen mit Genehmigung des Feldzeugmeisters 
von Benedek die Stellung Przschim-Problus einnahmen, die als ein Kompromiß zwischen 
der vom Kronprinzen von Sachsen zuerst vorgeschlagenen und der vom österreichischen 
Oberkommando angeordneten aufzufassen ist. Freiherr von Friesen (Erinnerungen an die 
Schlacht von Königgrätz) sagt hierauf bezüglich, nachdem er die großen Vorteile der Stellung 
Hradek-Nechanitz eingehend erörtert und ausgeführt hat, daß, wenn man auf die sächsischen 
Vorschläge eingegangen wäre, der Ausgang der Schlacht voraussichtlich ein ganz anderer 
gewesen sein würde: „Seine Königliche Hoheit der Kronprinz hat durch seine zweckmäßigen 
Vorschläge nicht nur einen Beweis seines hervorragenden Feldherrntalentes, sondern auch 
durch seine Unterordnung unter die Befehle des Feldzeugmeisters Benedek einen gleichen 
Beweis seiner echt soldatischen Disziplin gegeben.“ Das österreichische Generalstabswerk 
aber (III. 325) spricht folgendes aus: „Es ist als ein Glück zu betrachten, daß der Kronprinz 
von Sachsen wenigstens die Besetzung der Position Przschim-Problus statt jener von 
Popowitz sich zu erwirken verstand.“
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.