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Feldspitälern und Ambulanzen, anordnend, dirigierend und helfend. Aus
dieser segensreichen Wirksamkeit heraus erstand schon 1866 der von der da—
maligen Kronprinzeß Carola zusammen mit einigen gleichgesinnten Damen
ins Leben gerufene Albertverein, ein Frauenverein, der es sich zur Aufgabe
stellt, Verwundete und Kranke — auch im Frieden, aber jederzeit gerüstet
auf einen möglicherweise etwa ausbrechenden Krieg — zu pflegen. Durch
Schulung geeigneter Pflegekräfte trägt dabei der Albertverein Sorge, daß
jederzeit ein ausgebildetes Personal in möglichst genügender Menge zu diesen
Liebesdiensten bereit sei. Der Verein ist über ganz Sachsen verbreitet,
allerorten gehen in stiller doch aufreibender Tätigkeit Albertinerinnen neben
Diakonissen ihrem selbstgewählten, echt christlichen Berufe nach; eingedenk
des Heilandswortes: „Selig sind die Barmherzigen.“ Das dem Verein ge—
hörige „Carolahaus“ zu Dresden, ein Krankenhaus in großem Stile, eine
anerkannte Stätte des Segens, trägt den Namen der erlauchten Stifterin
in alle Gauen, während der Name des Vereins selbst, welcher einst von
derselben dem Namen ihres Königlichen Gemahls „ihres einzig geliebten
Mannes“ 141) entlehnt worden ist, auch an seinem Teile mit dahin wirkt,
Drauf winkt er einen, der da stand: Sie hält an sich mit aller Macht —.
Der bringt ein Röslein, frisch gebrochen. Drauf bricht sie nieder — und muß weinen —.
Er nimmt es zitternd in die Hand, Der Totenschatten nahte sacht
Und wie er sinnend es beschaut, Dem königlich erhab'nen Greis —
Kommt kummerblaß die Königin. Und er, der nie sonst Mitleid spürt,
Da reicht mit wehmutvollem Sinn Kalt jung und alt hinüberführt,
Er lächelnd ihr die Rose hin, Blieb an der Schwelle stehn — gerührt
Zart wie ein Bräutigam der Braut; Bei dieser stummen Huldigung
Sein Antlitz stumm ihr zugewandt Von Königsherzen, alt, so jung.
Mit einem Blick so inniglich, Den König schonend, ging er leis,
Dem nichts an stiller Größe glich — Ließ ruhn ihn sanft, noch eine Nacht,
— Es ward kein leises Wort gesprochen. Noch einmalihm die Sonnescheinen!
Doch wie die Gnadenfrist verstrich,
Wie Licht und Finsternis sich stritten
Und schon des Tages Wange blich,
Erbrauste jäh ein Wettersturm. —
Welch ein Geheul! Der Regen goß,
Daß Bächen gleich das Wasser schoß:
Es zitterte das feste Schloß.
Die Königsflagge riß am Turm! —
Drin senkte sel’ger Friede sich.
Die Gattin nahm des Schläfers Hand —
Schwach, noch ein Druck — sein Atem schwand:
— Der Dulder hatte ausgelitten.
1½1) Unter den überaus zahlreichen und kostbaren Kränzen, die von nah und fern, von
den Kaisern von Deutschland und von Österreich, von Fürstlichkeiten, Körperschaften und
Personen als stille Zeichen ehrfurchtsvoller Liebe am Sarkophage König Alberts nieder-
gelegt worden waren, befand sich einer, dessen Aufschrift auf der weißen Schleife zu besonders
inniger Wehmut und zu Tränen aufrichtiger Rührung Anlaß gab. Es war der schlichte
Kranz der tiefgebeugten Witwe mit den einfachen und doch so viel, so sehr viel sagenden
Worten: „Meinem einzig geliebten Manne.“