Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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ist sie von Gold und erfüllt nun dadurch ihren Zweck, die Bedeutung des 
Trägers zu erhöhen.) 150) 
Auch in den Trutzwaffen, soweit dieselben — aus dem Rahmen ihrer 
eigentlichen Bestimmung heraustretend und mehr oder weniger zum mili- 
tärischen Kostüm gehörend — hier vorkommen, traten Veränderungen ein. 
Während der Degen, vermöge seiner ganz geraden Form, nur zum Stoß, 
diejenige blanke Waffe aber, welche die Reitervölker des Ostens führen 
und die als krummer Säbel in die Husarenbewaffnung überging, lediglich 
zum Hieb tauglich ist, der Pallasch indessen, vermöge seiner Schwere 
immer eine Eigentümlichkeit der Kürassiere bleiben wird, hat man jetzt eine 
Waffe hergestellt, welche beiden Anforderungen, dem Hieb wie dem Stich 
gleichermaßen entspricht. Sachsen und Rußland waren die ersten Staaten, 
die diese mustergültige Probe eines universalen Säbels einführten. Wo 
es lediglich auf Gala-Zwecke ankommt, ist übrigens auch der Degen viel- 
fach noch in seinem alten Rechte. 
Eine Begleiterscheinung des modernen Degens beziehentlich Säbels (nach 
den Dienst-Vorschriften „Offiziersseitengewehr“ genannt) ungefähr gleichzeitig 
mit den Kokarden auftretend — welche Kinder der französischen Revo- 
lution sind — ist das Portepee, eine Degenzierde, die bis dahin un- 
bekannt war. Hervorgegangen ist diese Zutat — welche einen solch fran- 
zösischen Namen hat, unter demselben aber in Frankreich, wo sie dragonne 
heißt, gar nicht bekannt ist — aus dem Faustriemen der Reiter. Am 
Gefäße der Hiebwaffe befestigt und um die „Schwertfaust“ das heißt die 
rechte Hand gewickelt, dient dieser lederne Riemen dazu, daß die Waffe nicht 
aus der Hand geschlagen werden kann, wie auch dazu, diese Hand anderweit 
benutzen zu können, ohne die augenblicklich losgelassene Waffe zu verlieren. 
Aus je zahlreicher werdenden Mengen von Unterabteilungen die 
modernen Heere zusammengesetzt sind, um so wichtiger ist die Herbeiführung 
von immer mehr verschiedenen Abzeichen, und letztere sind ein wesentlicher 
Faktor zur Erhaltung der Ordnung. Sie ermöglichen es ferner, jedes 
einzelne Individuum einer unendlichen Heeressäule aus der Farbe des 
Rockes, der Knöpfe, des Kragens und der Aufschläge, aus Nummer und 
Namenszug, aus Zeichen da und Zeichen dort bis auf die kleinste Zu- 
gehörigkeit zur kleinsten taktischen Einheit zu klassifizieren. 15) 
150) Als historisches Kuriosum möge hier erwähnt sein, daß bei der in der ersten 
Woche des August 1902 auf der Rhede von Reval stattgefundenen Zusammenkunft des 
deutschen Kaisers und des Kaisers von Rußland diese beiden Monarchen die Fangschnüre 
(Aiguiletten) ihrer Uniformen gegenseitig austauschten, zum Zeichen intimer persönlicher 
Freundschaft. Daß Offiziere verschiedener Armeen zu gleichem Zwecke ihre Degen oder 
Säbel ausgetauscht haben, ist früher oftmals vorgekommen und bekundete dann immer 
auch die Verbrüderung der betreffenden Heere. Als Seitenstück kann der noch heutigentags 
bei wilden Völkern übliche Gebrauch gelten, daß „Blutsfreundschaft“ dadurch besiegelt wird, 
daß je eine Ader aufgeritzt und das Blut gegenseitig aufgesaugt wird. 
1651) Das um den Hals zu hängende Täfelchen gibt zu guter Letzt sogar den Namen des 
Mannes an. Auch die Richtigkeit und Wichtigkeit dieser Maßregel ist nicht zu unterschätzen, 
wenn auch mehr im Interesse der Menschlichkeit als der Kriegführung.
	        
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