Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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Dietrich v. K. 1370), erinnert an andere Bärmützen, an die Bärmützen des 
Grenadierbataillons von Winkel in der Schlacht bei Jena. Alle Berichte 
und Darstellungen jenes Unglückstages sagen übereinstimmend: „Während 
alles in wilder Flucht sich befand, war nur ein Punkt unerschüttert ge- 
blieben — das sächsische Grenadierbataillon von Winkel.“ Außer seinem 
umsichtigen und unerschrockenen Brigadier, General von Cerrini, hatte das 
Bataillon auch den Fürsten Hohenlohe in seiner Mitte ausgenommen und 
deckte den Rückzug der aufgelösten preußischen Scharen wie den der eigenen 
Truppen. In Tat und Wahrheit ein Rocher de bronce, dicht geschlossen 
und zum Karree formiert, sah das Grenadierbataillon den Angriffen der 
französischen Reiter entgegen. Im Galopp kommt ein Regiment jener stolzen 
französischen Kürassiere mit wehenden Helmschweifen angesprengt, wie deren 
in Erz gehüllte Reckengestalten der Pinsel Meissoniers so greifbar deutlich 
der Nachwelt überliefert hat. Ruhig genießen die Grenadiere diesen impo- 
santen Anblick — Gewehr bei Fuß. Im Sonnenschein glänzen die herr- 
lichen Eisenreiter; dumpf dröhnt die Erde von dem Hufschlag der Rosse. 
Da gibt der sächsische Kommandeur, Oberstleutnant Aus dem Winkel, in 
der Mitte seiner Braven haltend, das Kommando — — — nicht etwa 
zum Feuern — nein, das Kommando, welches sonst nur bei Paraden ertönt, 
wenn die Grenadiere vor ihrem Kriegsherrn sich im schönsten militärischen 
Schmuck zeigen sollen: das Kommando „Bärmützenkappen ab!“ 
Musterhaft ruhig wird der Befehl befolgt. Die feldmäßigen Schutz- 
kappen von dünnem Leder werden abgenommen. Die Parade ist fertig. — 
Still und feierlich steht das Karree, dem Feinde ins Auge schauend, dessen 
Schwadronen mittlerweile zur schnellsten Gangart der Attacke übergegangen 
sind. Nun erst ertönt das Kommando „Feuer“. Und in der allerkürzesten 
Entfernung, auf wenige Schritte getroffen, wälzen Rosse und Reiter sich 
am Boden. 155) 
Kurze Zeit nach den Tagen von Jena und Auerstädt traten, wie 
bekannt, die Sachsen als Verbündete auf die Seite Napoleons. So kam 
es, daß durch Zufall jenes französische Kürassierregiment an dem am Rande 
155) Der preußische Oberst von Höpfner, aus dessen Darstellung der Schlacht bei Jena 
wahrlich keine Sympathie oder gar Voreingenommenheit für die verbündeten Sachsen hervor- 
blickt, kann doch nicht anders als das ruhmwürdige Verhalten jener sächsischen Grenadiere 
in Worten wärmster Begeisterung zu schildern. Nur einige Worte Höpfners (Seite 405 
seines Werkes) hierauf bezüglich seien hier angeführt: „In diesen schrecklichen Augenblicken, 
wo überall Flucht und Verwirrung sichtbar war, gewährte das sächsische Grenadierbataillon 
Winkel einen herzerhebenen Anblick. Mitten unter Fliehenden, mitten unter der wildesten 
Unordnung so vieler Tausende, die keinem Führer mehr gehorchten, vom Feinde unablässig 
angegriffen, ging es in voller Ordnung in gemäßigtem Schritt und mit klingendem Spiele 
zurück. Es hatte ein offenes Quarree gebildet und bot dem Feinde immer aufs neue die 
Spitze. Nicht die Kavallerie, die mehrmals attackierte, nicht das unausgesetzte Feuer der 
Tirailleurs konnten seine Festigkeit erschüttern. So wie es Luft hatte, ließ es Trupp 
schlagen und zog mit seiner Musik wie auf dem übungsplatze ab. Sowie der Feind wieder 
nahe kam, wurde gewirbelt und es stand zu seinem Empfange bereit.“
	        
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