Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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„Königliche Gedanken“, die so oft und so vielfach dem treuen Sachsenvolke 
zum Segen gereicht haben, waren auch hier ausschlaggebend gewesen. 
Ein Figuren-Cyklus zusammenhängender Art und von patriotischem 
Gepräge sollte jener Wandfläche anvertraut werden. Nicht aber ein von 
Hochmut und übermut diktierter Triumphzug etwa, ähnlich denen auf alt— 
römischen Siegessäulen, welche (daselbst in Spiralen gewunden) die Nieder- 
werfung feindlicher Volksstämme vor Augen führen und zur Demütigung 
der letzteren beitragen sollten; sondern ein Zug, von deutschem Empfinden 
eingegeben, von sächsischer Treue diktiert. Die Darstellung eines Zuges 
war geplant, ähnlich demjenigen Werle Albrecht Dürers, welches unter dem 
Namen „Der Zug Kaiser Maximilians“ bekannt ist. Was aber konnte an 
einer, zum sächsischen Königsschlosse gehörenden Mauer, an einer von 
Fremden wie Einheimischen gleich stark frequentierten Stelle der schönen 
Sachsenhauptstadt Passenderes angebracht werden, als eine Darstellung, die 
sich an die Geschichte des Hauses Wettin anlehnt, und aus welcher die 
Treue, Liebe und Verehrung des Volkes für dies, sein angestammtes Herrscher- 
haus spricht? 
Im Historienmaler W. A. Walther (der inzwischen außer anderen Aus- 
zeichnungen auch den Titel Professor erhalten hat) war ein im Figurenfache 
ganz besonders tüchtiger Künstler gefunden worden, dem man die ganze 
Sache vertrauensvoll in die Hände legen konnte. Was die Ausführungsart 
des Kunstwerkes betrifft, so wurde die von Walther vorgeschlagene Manier 
al sgraffito mit Freuden als schön, originell und zweckdienlich begrüßt. 
Der Archäolog und Kunsthistoriker Professor Freiherr von Weißenbach gab 
alle diejenigen Winke und Ratschläge, die dazu erforderlich sind, einem 
künstlerischen Gemälde durch historische Treue, auch der Einzelheiten, die 
Weihe einer Anerkennung der Geschichtsforschung sowie den Stempel des 
Urkundenwertes aufzudrücken. 
Hoch zu Roß ziehen die naturgetreuen Gestalten der Fürsten Wettinschen 
Stammes, von Konrad dem Großen beginnend, als Markgrafen von Meißen 
und der Lausitz, Herzöge zu Thüringen und zu Sachsen, wie dann als Kur- 
fürsten und Könige, am Blicke des Beschauers vorüber. Spielleute und 
Bannerträger, einem Herold folgend, eröffnen den Zug; Vertreter der 
Vasallenschaft, der ritterlichen Lehensleute, schreiten begleitend neben den 
Fürstlichkeiten einher. Den Darstellungen der letzteren sind, nicht ohne 
große Mühe seitens des ausführenden Künstlers, mit höchst dankenswerter 
Unterstützung der betreffenden Ressortbeamten im Hofmarschallamt, Bibliothek 
und Archiv, die besten und ähnlichsten Porträts zu Grunde gelegt; während 
die Personen der Begleitung zumeist die Züge noch lebender Vertreter der 
jeweiligen Adelsfamilien zeigen. Rüstkammer, Gemäldegalerie und historisches 
Museum, sowie die hervorragendsten Werke über Trachtenwesen dienten für 
die „Kleider“ als Unterlage, welche bekanntlich „Leute“ machen, waren 
maßgebend für Zeichnung und Anbringungsart von Ausrüstungsstücken und 
jener Menge „Kleinigkeiten“, die, wenn sie richtig dargestellt sind, beinahe
	        
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