Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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Doch zurück zum Tschako. Derselbe war, als er zur Zeit des böhmischen 
Krieges von der sächsischen Infanterie und Artillerie getragen wurde (wobei 
die Bemerkung eingeflochten sei, daß in den Feldzug selbst die Fußtruppen 
in Mütze ausgerückt waren), bereits eine verhältnismäßig leichte Kopf- 
bedeckung geworden, der heutigen eleganten Käppiform sich nähernd. Der 
Infanterist auf dem Sgraffitogemälde ist ein Herr von Metzsch; er trägt 
den Sparrenschild seiner Familie (welcher auch denen von Brühl und 
von Pöllnitz gemeinsam ist) auf dem linken Oberarm. 15) 
Bei seinem von der französischen Armee des ersten Koaiserreiches ent- 
lehnten ersten Auftreten in den europäischen Truppenteilen war diese Kopf- 
bedeckung von Filz mit hartem Lederdeckel nach oben unverhältnismäßig 
breit ausladend gewesen. Eingeführt ist dieselbe, ebenso wie der Grund- 
typus des modernen Helmes, von Napoleon. Dieser ehemalige Leutnant 
der Artillerie, der es verstanden hatte, sich zum Cäsar emporzuschwingen, 
war — bei aller Herzensroheit als Mensch — doch unzweifelhaft ein 
imposant denkender Tyrann und gewaltiger Herrscher, ein beinahe beispiel- 
los genialer Feldherr und weitblickender Staatsmann. Mit diesem scharfen 
Blick in die Ferne verband er aber wie schon einmal angedeutet, gleich- 
zeitig eine durchdringend richtige Beobachtung der Nähe, er war schlau 
auch in verhältnismäßig kleinen Kniffen und Effekten ein Menschenkenner, 
der sich alles zu Nutzen machte. Den schmucken Hut der alten Bégiments 
Royaux in seiner zuletzt stabil gewordenen Form verbannte der zum 
Monarch gewordene Konsul als monarchischen Anklang ebenso wie es die 
Schreckensmänner und sonstigen brüderlichen Bürger getan hatten, auf 
deren Schultern er in die Höhe gekommen war. Die stolzen republika- 
sischen Kriegsministers André vernimmt, die derselbe im Frühjahr 1902 an einen Kreis 
höherer Offiziere richtete. Diese Worte des Führers einer ritterlichen Armee, die einstmals 
den „Roi trèes chrétien“, den „Allerchristlichsten König“ zum obersten Kriegsherrn gehabt 
hat, bilden einen zu furchtbaren Schlag gegen christliches Empfinden, ja gegen jede Reli- 
giosität überhaupt, als daß sie nicht, der gläubigen Welt zum Schauder, hier Platz finden 
sollten. Sie lauteten, nach dem Adelsblatte vom 25. Mai 1902, folgendermaßen: „Meine 
Herren, die Idee von der Existenz eines Gottes ist eine absurde. An ein höchstes Wesen, 
einen bewußten Lenker des Universums zu glauben ist ein veralteter Glaube, mit dem Sie 
sich den Kopf nicht zerbrechen werden. Doch genügt es nicht, selbst frei zu sein von der- 
artigen Vorurteilen, sondern es ist hohe Pflicht, auch andere, die unter Ihrem Kommando 
stehenden Soldaten, hiervon zu befreien. Es ist dies Ihre Pflicht als Offiziere. Was mich 
betrifft, so werde ich bis zum letzten Atemzuge nicht aufhören, diesen Aberglauben zu be- 
kämpfen.“ — Daß sich in der also bevormundeten Armee nicht ein großer Protest gegen 
diese frivolen Zumutungen erhoben hat, muß selbst trotz der Erwägung Wunder nehmen, 
daß die Franzosen an vieles gewöhnt sind. Einzelne Rücktritte französischer Offiziere ähneln 
schließlich der einen Schwalbe, die noch keinen Sommer macht. 
155) Die Familie von Metzsch ist eine der ältesten und angesehensten des Vogtlandes 
und ließ, ähnlich wie die Pflugk, das Adelsprädikat „von“ vielfach absichtlich weg. Burk- 
hard Mehest lebte 1206, Ritter Dietrich Mezze 1316. Konrad Maitzsch war 1400 
Amtmann zu Mila und Kaspar Metitz saß einige Jahre später auf Wolkenstein. Alle 
diese verschiedenartig geschriebenen Persönlichkeiten gehören einer und derselben Familie an. 
Der „Sparrenschild“ von dem Ludovika Hesekiel erzählt, ist der der Familie von Witzleben.
	        
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