Full text: Der Fürstenzug auf dem Sgraffito-Fries am Königl. Schlosse zu Dresden.

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ersten römischen Republik kleideten, oder vielmehr „entkleideten",155), so 
sollten auch die männlichen Gestalten an Hektor und Achilles, an Kastor 
und Pollux oder andere Helden des „freien“ Altertums erinnern. 
Aus der eben erwähnten Idee antiken Heldentums und der Begeisterung 
für die trojanischen Kämpfer samt deren kammgezierten Helme entsprang 
der mit einem Kamm versehene Helm der republikanischen Dragoner und 
dann — durch mancherlei kleine Abänderungen verschönt — derjenige der 
kaiserlichen Kürassiere. Aus diesem wiederum hat sich der Helm der öster- 
reichischen und der der sächsischen Reiter entwickelt. Des letzteren Kamm 
war, wie dies auch auf dem Sgraffitofries zu ersehen, nachdem ihn erst 
eine volle Raupe von schwarzem Pelzbehang und dann ein vergoldeter 
Aufsatz geziert hatte, vor seiner gänzlichen Abschaffung mit einer nur ganz 
schmalen Raupe bedeckt. Jetzt führen die sächsischen Reiterregimenter, so- 
weit sie als schwere Kavallerie den Kürassieren entsprechen, den Stahlhelm 
der preußischen Kürassiere. Dieser aber und insbesondere sein „lederner“ 
Vetter von den Dragonern — aus der Kopfhaube des Napoleonischen 
Helmes unter Wegfall des antikisierenden Heroenkammes und Ersetzen des- 
selben durch eine den Abschluß in einem „Pickel“ bildende Spitze entstanden 
— ist der intellektuelle Vater der gefürchteten und berühmten „Pickelhaube". 
Auch in der preußischen Armee war der Tschako eingeführt gewesen. 
Friedrich Wilhelm IV. ersetzte denselben (ebenso wie der Kaiser von Ruß- 
land) durch jenen soeben erwähnten Helm von Leder mit Metallbeschlägen 
und metallener Spitze. Neuerdings ist die ursprünglich abnorme Höhe 
desselben, die eine ganz außerordentlich unschöne Form abgab, bedeutend 
moderiert und bildet die charakteristische Kopfbedeckung der überwiegenden 
Mehrzahl deutscher Soldaten. 
Mit weißen Reiherfedern geschmückt erscheinen die Generalshelme, die 
von des Königs Albert Majestät, dessen hochseligen Vater und erlauchten 
Bruder getragen werden. 
Als Paradestück sind für die Garde= und Grenadierregimenter Haar- 
büsche auf den Helmen eingeführt, wovon der hier auftretende Grenadier 15) 
158) Die tonangebende, auch der Politik nicht fernstehende Madame Tallien (eine 
bildschöne Spanierin, die ihr wechselvolles Leben damit krönte, daß sie — von ihrem ersten 
Gemahl, dem Baron de Fontenay getrennt und von dem Manne ihrer zweiten Ehe, dem 
Konventsmitgliede Tallien geschieden — den Fürsten von Chimay heiratete) erschien unter 
allgemeiner Begeisterung bei einem offiziellen Balle auf dem Stadthaus derartig als klas- 
sische Göttin und Personifizierung des ungebundenen Altertums, daß nur eine zarte, äußerst 
dünne Schicht Seide ihren Körper umschloß und ein Diamantkopfputz, halb Athene-Helm, 
halb Juno-Diadem, ihre Haare zierte. Andere wetteiferten ihr nach und diese ganze Be- 
wegung galt als für die Stärkung der Republik und deren Grundgedanken äußerst verdienstlich. 
159) Wie schon an anderem Orte erwähnt, waren die stärksten und längsten Leute 
eines Infanterieregiments, in bestimmter Anzahl, zum Werfen mit Hand-Grenaden be- 
stimmt und ausgerüstet. Schließlich, als sie gleiche Bewaffnung erhalten hatten, wurden 
diese „Grenadiere“ aus ihren Truppenteilen herausgezogen und bildeten selbständige Gre- 
nadierbataillone. In Sachsen stellten die je zwei, zu einer Brigade gehörenden, in der 
Farbe ihrer weißen Uniformierung und der farbigen „Doublüre“ einander gleichen, indessen
	        
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