— 229 —
ein Beispiel gibt, der mit dem berühmten Zündnadelgewehr bewaffnet ist.
Wie der am Armel der Uniform angebrachte Pfahl-Balkenschild zeigt, ist
diese Persönlichkeit ein Graf von Vitzthum, während der Kanonier /0) hinter
ihm, dessen Wappen mit den Rauten man an seinem Kragen angebracht
sehen kann, einen Herrn von Metzradt darstellt. (Die Vicedome gehören
einem der ältesten thüringisch-meißnischen Rittergeschlechter an, dessen Name
von ihrem Amte, dem Vizedominial d. h. Vertretung des Landesherrn —
hier speziell in Bezug auf die Stadt Erfurt — abgeleitet ist. Schon seit
dem 13. Jahrhundert bestehen zwei Familien, die V. von Apolda und die
V. von Eckstedt. Berthold V. v. E. lebte 1320. Im Jahre 1711 wurden
die V. v. E. in den Grafenstand erhoben. Die alte lausitzer Familie
von Metzradt (ursprünglich Metzenrode) stiftete mit anderen zusammen 1224
das Minoritenkloster zu Budissin und hundert Jahre später die Kirche zu
Milkel. Friedrich v. M. saß 1460 auf Melneckel.) Daß der Artillerie-
helm anstatt mit einer Spitze mit einem Knopfe versehen ist, um beim
Geschützbedienen und anderen Handgriffen in bückender Stellung ein Ver-
letzen auszuschließen, läßt sich hier deutlich erkennen. Czapka heißt die,
dem nationalen Hute der Polen, eben dem czapka, nachgebildete Kopf-
bedeckung der — den altpolnischen Reiterschaaren, den Ulanskis gleich —
mit Lanzen bewaffneten Ulanenregimenter der verschiedenen Armeen, in
Frankreich Lanciers genannt. Die letzteren sind nach dem Feldzuge von
1870 abgeschafft worden und auch in Rußland sind alle (bis auf zwei
der Garde angehörige) Ulanenregimenter in Dragonerregimenter ohne Lanze
umgewandelt worden. Im denkbar schroffsten und direktesten Gegensatze
hierzu ist neuerdings auf Befehl Kaiser Wilhelms II. die gesamte deutsche
Kavallerie, ja selbst die Truppe der Husaren (als deren Lebenselement die
absolut leichte, unumschränkte Beweglichkeit gilt) mit Lanzen ausgerüstet
worden. Der Ausspruch Montekukulis: „Die Lanze ist die Königin der
durch gelbe resp. weiße Knöpfe von einander unterschiedenen Linien-Infanterieregimenter
ein Grenadierbataillon. Des Grenadierbataillons von Winkel ist bereits gedacht worden.
Es gehörte zu den Regimentern Prinz Maximilian und von Rechten. Andererseits ist die
Leibgrenadier-Garde, aus welcher die im 19. Jahrhundert eingegangene sogenannte „Rote
Garde“ entstand, 1729 gegründet worden. Die heutigen Grenadierregimenter sind 1867 aus
der damaligen Leibbrigade formiert worden.
160) Die sächsische Artillerie, welche schon vor Ausbruch des dreißigjährigen Krieges
aus den sogenannten Hauskompagnien der Kurfürsten hervorgegangen ist und bis auf den
heutigen Tag keine andere Farbe als dunkelgrün mit rot getragen hat, fand in der ersten
Zeit vorwiegend im Festungsdienst Verwendung, erhielt aber sehr bald eine Erweiterung in
dem Feldartilleriekorps, dessen erster Kommandeur der Oberst von Klengel war. Eine
reitende Artilleriebrigade wurde bei Beginn der Napoleonischen Feldzüge aufgestellt. Die
außerdem ein jedes Infanterieregiment begleitenden je vier Geschütze gehörten, als Regiments-
kanonen, taktisch vollkommen zu dieser Truppe und standen unter Befehl von deren Kom-
mandeuren. „Gordian, die Stiefel!“ (zu seinem Burschen gewendet), „Herr Leutnant, Kar-
tätschen!“ (zum Führer der Regimentsgeschütze) war der bekannte erste Ausruf des Obersten
von Göphardt, Kommandeurs des Infanterieregiments von Oebschelwitz bei einem plötzlichen
überfall. Die Namen Birnbaum, Aster und Richter, Köhler, Schubert und Funke sind für
immer mit der sächsischen Artillerie und dem Ingenieurkorps verbunden.